Sicherheit

Anstieg der Gewaltkriminalität bei Jugendlichen

Die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2003 wurde am 3.5.2004 von Bundesinnenminister Otto Schily und dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Klaus Buß, der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie erfasst die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten, einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche. Trotz insgesamt rückläufigen Zahlen bei der Kinder- und Jugendkriminalität ist doch eine beunruhigende Zunahme der Gewaltkriminalität zu verzeichnen. Nachfolgend ein Ausschnitt aus Rede des Bundesinnenminister Schily zur Vorlage des Berichts in Berlin:

[...] Der Anstieg der Gewaltkriminalität ist ebenfalls beunruhigend. Insbesondere bei den tatverdächtigen deutschen und nichtdeutschen Jugendlichen ist eine Zunahme bei den Körperverletzungsdelikten zu verzeichnen. Die Bundesregierung wird alles daran setzen, dass diese Taten verfolgt und aufgeklärt werden. Noch wichtiger ist es aber, solche Straftaten zu verhindern. Bei jungen Menschen liegen die Ursachen für eine hohe Gewaltbereitschaft häufig in unbewältigten Entwicklungskonflikten. Daher müssen wir neben der notwendigen Strafverfolgung erzieherische und soziale Maßnahmen ergreifen, die derartige Fehlentwicklungen verhindern und kriminellen Karrieren entgegen wirken. In diesem Zusammenhang unterstützt die Polizei örtliche und landesweite Projekte an Schulen und in den Kommunen. Aber auch die Eltern müssen sich ihrer Erziehungsverantwortung bewusst sein und dazu beitragen, Jugendliche zu bewahren, auf Abwege zu geraten. Die besten Erfolge auf diesem Gebiet sind durch vertrauensvolle Zusammenarbeit von Eltern, Schule, Kommune und Polizei zu erreichen."

Die Entwicklungen der polizeilichen Kriminalstatistik im Einzelnen:
Im Jahr 2003 hat sich die Gesamtzahl der polizeilich erfassten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 % auf 6.572.135 registrierte Fälle leicht erhöht. (2002: 6.507.394). Das sind 64.741 Fälle mehr als im Vorjahr.

Allerdings liegt die Häufigkeitszahl (Fälle pro 100.000 Einwohner) mit 7.963 Fällen seit 1998 regelmäßig unterhalb von 8.000.
Die Aufklärungsrate konnte im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessert werden. Sie lag im Jahr 2003 bei 53,1 % (2002: 52,6) und seit 1998 kontinuierlich bei über 52 %. Insgesamt konnten 3.486.685 und damit 1,8 % mehr Fälle als im Vorjahr aufgeklärt werden.

Die Zahl der erfassten Tatverdächtigen nahm zu:
Im Jahre 2003 wurden insgesamt 2.355.161 Tatverdächtige ermittelt. Dies sind 1,2 % mehr als im Vorjahr (2002: 2.326.149). Dabei stieg die Zahl der ermittelten deutschen Tatverdächtigen auf 1.801.411. Gleichzeitig hat die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 2,3 % (2003: 553.750) erneut abgenommen. Der Tatverdächtigenanteil von Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sank damit insgesamt von 24,4 % auf 23,5 %.

Nach dem Lebensalter aufgeschlüsselt ergeben sich folgende Entwicklungen:

Bei der Gruppe der tatverdächtigen deutschen Erwachsenen ist ein Anstieg um 3,9 % (2003: 1.258.205; 2002: ) zu verzeichnen. In der selben Zeit ist die Zahl der tatverdächtigen nichtdeutschen Erwachsenen um 1,9 % (2003: 429.234) zurückgegangen.
Bei der Gruppe der tatverdächtigen Heranwachsenden ergibt sich ebenfalls ein differenziertes Bild: Während die Anzahl der tatverdächtigen deutschen Heranwachsenden gegenüber 2002 um 2,5 % (2003: 194.350) angestiegen ist, ist die Anzahl der tatverdächtigen nichtdeutschen Heranwachsenden um 5,4 % (2003: 53.106) gesunken.

Insgesamt erfreulich ist der Rückgang der Anzahl der tatverdächtigen deutschen Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 % (2003: 244.098). Die Zahl der tatverdächtigen nichtdeutschen Jugendlichen ging sogar um 2,8 % (2003: 49.809) und gegenüber dem Höchststand 1997 (1997: 62.049) sogar um rund 19 % zurück. Eine sehr positive Entwicklung verzeichnen wir bei der Gruppe der tatverdächtigen Kinder. Bereits seit 1998 können wir einen deutlichen Rückgang bei der Delinquenz von Kindern beobachten. Im Berichtsjahr 2003 wurden insgesamt 126.358 Kinder als Tatverdächtige ermittelt, das sind 6,1 % weniger als im Vorjahr (2002: 134.545) und sogar über 17 % weniger als im Jahre 1998 (152.774). Im Jahr 2003 ist damit die Anzahl der tatverdächtigen deutschen Kinder allein gegenüber dem Vorjahr um 6,8 % (2003: 104.757), die der tatverdächtigen nichtdeutschen Kinder um 2,4 % (2003: 21.601) gesunken.

[...] Der Anteil der Gewaltkriminalität an der registrierten Gesamtkriminalität betrug im Berichtsjahr 3,1 % (2003: 204.124). Hier stiegen die Zahlen zwar schwächer als im Vorjahr, jedoch betrug der Anstieg noch immer 3,4 % (2002: 4,8 %). Etwa zwei Drittel der registrierten Fälle von Gewaltkriminalität setzen sich aus gefährlicher und schwerer Körperverletzung mit 4,5 % (2003: 132.615) zusammen. Gerade weil die Gewalterfahrungen in der Familie häufig die Ursache für eigenes gewaltbereites Verhalten setzen, muss auf die konsequente Umsetzung der Möglichkeiten des Gewaltschutzgesetzes zur Bekämpfung häuslicher Gewalt geachtet und die erzieherischen und sozialpädagogischen Maßnahmen präventiv gegen Jugendgewalt genutzt werden. [...]