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Chinesische Götter - Teil 1

In der chinesischen Tradition gibt es viele Gottheiten und Geister verschiedenen Ursprungs. So entwickelte sich ein reiches Pantheon (Gesamtheit der Götter eines Volkes). Wie überall auf der Welt suchen auch die Menschen in China Glück, Wohlstand und gute Gesundheit zu erlangen, indem sie Götter und Geister anbeten und beschwichtigen.

Bereits in der vorletzten Ausgaben berichteten wir in der WTW-online über chinesische Schöpfungsmythen, in denen wichtige chinesische Götter eine Schlüsselrolle spielen.

Ein Mythos berichtet z.B. von Pan Gu (Gewundenes Altertum), aus dessen Parasiten oder Flöhen, die auf seinem Körper lebten, die Menschen entstanden sein sollen.

Ein weiterer Mythos berichtet von Frau Gua (Nu Gua), die Menschenfiguren aus gelbem Lehm knetete. Diese Lehmfiguren wurden lebendig. Als sie jedoch weitere Menschen erschaffen wollte, gelang ihr dies nicht mehr. So zog sie mit ihrem Seil eine Furche durch den Schlamm und hob es wieder heraus. Die Schlammklumpen, die herabfielen, nahmen menschliche Gestalt an. So unterteilten sich die Menschen in Klassen. Die aus gelbem Lehm wurden zur herrschenden Klasse wie Adlige und Reiche. Die Menschen aus Schlamm, jedoch bildeten die Armen und Dienstboten. Das Emblem dieser Göttin sind das verknotete Seil und der Kompass. Sie wird aber auch mit einem Zirkel dargestellt. Sheng Nong, der göttliche Landmann vermittelte den Gebrauch von Arzneien und den Ackerbau. Er gab der Menschheit das Wissen über die verschiedenen Pflanzen und unterteilte diese in giftige, milde, heiße und kalte. Durch diese Gliederung bildete Shen Nong die Grundlage der traditionellen chinesischen Medizin. So wurde er der Schutzpatron der Wissenschaften. Die Menschen lernten von ihm auch die Unterschiede der verschiedenen Böden und Getreidearten kennen.

Hou Ji (Hirseherr), der Getreidegott, unterrichtete die Menschen in der Aussaat von den verschiedenen Getreidesorten. Er soll ihnen ebenso deren Zubereitung beigebracht haben. Von ihm lernten sie aber auch die Erstlinge als Opfergabe zu spenden.

Sein Emblem ist der gegabelte Pflug. Teilweise gibt es in Berichten Überschneidungen von Sheng Nong und Hou Ji.

Ein Gott, der später erscheint, ist Fu Xi. Sein Name bedeutet „Hingestrecktes Opfer". Er soll die Schrift erfunden haben, die chinesischen Jagdwaffen und das Wahrsagen. Fu Xi soll außerdem den Menschen die Viehzucht, das Kochen und die Herstellung von Musikinstrumenten beigebracht haben. Weiterhin wird ihm die Seidenverarbeitung und die Erfindung des Kalenders zugeschrieben. Ebenso soll er aufgrund seines Wissens auch den Kosmos beherrscht haben. Er schuf die ersten acht Schriftsymbole und gab sie den Menschen für Orakel. Als er eine Spinne beobachtete, wie sie ihr Netz spann, malte er Netze aus verknoteten Schnüren und lehrte die Menschen wie sie diese für den Fischfang und Jagd benutzen konnten. So gilt Fu Xi auch als Schutzpatron der Fischer. Das Symbol dieses Gottes ist das Winkelmaß des Zimmermanns. Er besitzt Menschengestalt und einen Schlangenschwanz oder Drachenschwanz. Es kann aber auch vorkommen, dass sein Unterleib als Fischschwanz dargestellt wird.

Fu Xi ist mit einem Kleid aus Blättern bekleidet und das Haar ist ungekämmt. In seinen Händen hält er entweder das Zeichen mit den acht Diagrammen oder den berühmten Kreis mit den Yin und Yang Symbolen.

Nu Gua seine Schwester und Gemahlin steht ihm immer tatkräftig bei der Ausübung seiner Aufgaben zur Seite. Nu Gua soll den Menschen die Ehe als Institution vermacht haben. Sie ist in der mythologischen Chronologie weit älter, und gilt als Erschafferin der Menschheit. Später sollen sich dann Fu Xi und Nu Gua vereint haben. Fu Xi wurde mit Frau Gua zum ersten göttlichen Ehepaar verbunden. In einer Darstellung verschlingen sich die beiden mit ihren Schlangenschwänzen.

Nu Gua hält einen Zirkel in der Hand und Fu Xi ein Winkelmaß. Dies sind einerseits die Symbole der Baukunst, andererseits jedoch Sinnbilder von magischen Kräften und guten Sitten.

Uwe Klersy