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Der Nächste bitte… – DaiSifu Oliver König erlangt Doktorwürde

Nachdem Großmeister Prof. Keith R. Kernspecht in Bulgarien zum Dr. der Wissenschaften promoviert wurde, hat nun als zweiter – im Bereich des WingTsun – der WingTsun-Meister Oliver König an der staatlichen Universität „Paisij Hilendarski“ in Plovdiv/Bulgarien den Titel „Doktor der Sportwissenschaften“ erlangt. DaiSifu König stellte sich erfolgreich an der pädagogischen Fakultät der Verteidigung seiner Dissertation. Die WingTsun-Welt online war neugierig und befragte ihn dazu.

WingTsun-Welt online: Womit hast du dich in deiner Dissertation beschäftigt?
Oliver König: Das Thema meiner Dissertation lautete: „Optimierung der psychophysischen Vorbereitung im WingTsun-Unterricht.“ Schon 1873 verwandte ein Wissenschaftler namens Fechner das Wort „Psychophysis“ und fand heraus, dass es gravierende Zusammenhänge zwischen Geist und Körper gibt.
Auch ich pries schon in hunderten von Einführungsveranstaltungen für Neuinteressenten immer wieder die Vorteile des WingTsun: unter anderem, dass das WingTsun-Training sich positiv auf die psychischen Eigenschaften, also z.B. das Wohlbefinden, die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit etc. auswirkt. In diesem Zusammenhang machte ich mit WingTsun-Schülern Tests, um Eigenschaften im Bereich der körperlichen Fähigkeiten und der psychischen Disposition zu messen. In zeitlichen Abständen wurden die Probanden getestet, um die Daten in der Folge nach mathematisch-statistischen Methoden auszuwerten. Damit bewies ich, was ich vorher schon behauptet hatte: dass ein linearer Zusammenhang (Korrelation) zwischen der physischen Leistung und der psychischen Konstitution besteht.

WTW: Wie lang hat es gedauert?
OK: Das Ganze benötigt schon seine Zeit! Alles in allem dauerte es mehr als drei Jahre. Es begann nach Abschluss meines Magisterstudiums mit der Suche nach einem Doktorvater. In dieser Zeit machte ich mir bereits Gedanken zu einem Thema, studierte Literatur, absolvierte schon einige Tests mit Schülern und erstellte dann ein Konzept, das ich an der Universität einer Jury aus Professoren und Anwesenden des Lehrstuhls für „Theorie und Methodik für Leibesübungen“ präsentierte. Diese stimmten darüber ab, ob das Thema für eine Dissertation geeignet sei und machte weitere Verbesserungsvorschläge, die dann bei meinen Untersuchungen einarbeitete.
Um ans Ziel zu gelangen, musste ich mich einer Kommission stellen und dort meine Kenntnisse im Bereich der Sportwissenschaften unter Beweis stellen. Einige Monate vor der eigentlichen Verteidigung der Dissertation fand noch die interne Verteidigung statt, aufgrund derer von zwei Prüfern Rezensionen erstellt wurden, die positiv ausfallen mussten. Hinzu kamen noch drei Stellungnahmen von Professoren der Jury. In den gesamten drei Jahren habe ich mich immer wieder mit den involvierten Professoren und meiner wissenschaftlichen Betreuerin getroffen, um Ergebnisse zu diskutieren, Korrekturen vorzunehmen usw.

WTW: Und dann kam der große Tag der eigentlichen Verteidigung. Wie läuft so etwas ab?
OK: Die Veranstaltung fand am 5. Dezember 2011 im Sitzungssaal der Universität Plovdiv statt. Ich muss zugeben, dass ich „etwas“ nervös war. Aber ich war gut vorbereitet. Um die Ergebnisse professionell präsentieren zu können, hatte ich eine umfassende Power-Point-Präsentation erstellt.
Zu Beginn kam erst einmal außerplanmäßig der Rektor der Universität Prof. Dr. Kozludzhov und hielt eine kurze Ansprache, um dann das Wort dem Vorsitzenden der Jury zu übergeben. Dieser begrüßte die Anwesenden und verlas einige Formalitäten. Dann war ich an der Reihe und hatte die Gelegenheit, meine Arbeit und ihre Ergebnisse zu präsentieren. Anschließend konnte die Jury – die sich aus insgesamt aus fünf Professoren von verschiedenen Universitäten Bulgariens zusammensetzte – Fragen stellen und jedes einzelne Jurymitglied trug seine Rezension bzw. Stellungnahme vor. Zum Schluss stimmten alle darüber ab, ob ich die Doktorwürde erlangen solle.
Die Abstimmung fiel – nach einer von mir gefühlten „Ewigkeit“ – zu meinen Gunsten aus. Mir fiel ein ganz schöner Stein vom Herzen. Die folgende Gratulationskur war sehr herzlich und alle wünschten mir viel Erfolg und uns weitere gemeinsame Projekte.

WTW: Hast du weitere akademische Pläne?
OK: Im Moment unterstütze ich meinen SiFu, Prof. Dr. Keith R. Kernspecht, bei der Organisation zweier weiterer Studiengänge für unsere EWTO-Mitglieder: zum einen ein Bachelorstudium an der Universität Derby/Buxton in England, das voraussichtlich im Oktober 2012 beginnen soll, und ein Masterstudium für Kampfkunst mit Spezialisierung WingTsun an der Universität „Paisij Hilendarski“ in Plovdiv/Bulgarien, dessen Start für Ende August 2012 vorgesehen ist.
Mit diesen Ausbildungsmöglichkeiten setzt die EWTO nie dagewesene Standards; denn mir ist weltweit kein anderer Verband bekannt, der seinen Mitgliedern die Möglichkeit bietet, ein anerkanntes akademisches Studium zu absolvieren.

WTW:
Vielen Dank, dass du dir trotz deines umfangreichen Terminplans die Zeit genommen hast, mir für unsere Leser einige Fragen zu beantworten. Auch vonseiten der Redaktion noch einmal: „Ganz herzlichen Glückwunsch, Dr. König!“

Das Interview führte für die WTW: hm
Fotos: S. Bagalev/A. König

Die neuen Studiengänge
Wer Näheres zu den beiden Studiengängen erfahren möchte, wende sich bitte per E-Mail an das Headoffice in Heidelberg:
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