WingTsun

Kampfkünstler mit Leib und Seele

Sifu Josef Schoops oberstes Prinzip lautet: „Loyalität gegenüber seinen Lehrern und den Ehrenkodex der alten Kriegskünste bewahren.“

Begonnen hat für Josef Schoop alles ganz normal. Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine Lehre, und arbeitete danach als Programmierer für Fräs- und Drehmaschinen. Als Hobby betrieb Josef damals Fußball und spielte im Sportverein seines Heimatortes Asbach aktiv mit.

Irgendwann bekam er in dieser Zeit Kontakt zum Kampfsport und im Jahr 1980 begann Josef mit Hapkido. Diese Selbstverteidigungskunst beinhaltet weiche und harte Techniken, die zum größten Teil aus dem japanischen Aikijutsu stammen. In dieser Zeit trainierte Josef noch weitere Kampfsportarten wie Hosindo und Kickboxen.

1991 gründete er seine eigene Kampfsportschule in Asbach. Im Laufe der Zeit fanden sich dort bis zu 130 Kampfsportbegeisterte aller Alterklassen zu den jeweiligen Kursen ein.

Hapkido und Hosindo betreibt Josef seit dieser Zeit regelmäßig und im Jahre 2001 legte er die Prüfung für den 7. Dan in Hapkido und den 6. Dan in Hosindo ab. Über den langen Zeitraum bis zu dieser Graduierung entstand im Laufe der Jahre ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Lehrern Professor Soo Ung Choi (10. DAN Hapkido, 10.DAN Hosindo) und Professor Dr. Ki Chul Ham, Dekan der Academy of Social Athletics (Hanseo Universität). Die beiden unterrichteten Josef nicht nur in den Techniken der Kampfkunst, sondern auch in den Philosophien, die diese Kriegskünste beeinflussen. Sie lehrten ihn den Ehrenkodex dieser alten Traditionen, der Tugenden wie Mut, Loyalität, Ehre sowie Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit beinhaltet. Diese Werte versucht Josef täglich in sein Leben zu integrieren und sie auch an seine Schüler weiterzugeben.

Mit einem Trainingskollegen besuchte Josef irgendwann eine WingTsun-Demonstration und nahm danach in dieser Schule am Probetraining teil. Instinktiv erkannte Josef die hohe Effektivität des WingTsun und fing 1988 an zu trainieren. Obwohl sein Trainingspartner nach kurzer Zeit das Interesse verlor, blieb Josef dem WT-System treu und trainierte regelmäßig neben Hapkido auch WingTsun. Mit seinem Sihing Heiko Martin besuchte er die angebotenen Lehrgänge von Großmeister Keith Kernspecht und war fasziniert von dem logischen Konzept des WT. Nachdem er die Prüfung zum Ausbilder im WingTsun bestanden hatte, eröffnete Josef seine erste WT-Gruppe unter seinem Sihing.

Darauf folgten in verschiedenen anderen Orten seiner Heimatregion weitere WingTsun-Gruppen. Josef bildete sich in dieser Zeit regelmäßig auf Schloss Langenzell weiter und erreichte dadurch bald den Grad des ersten Technikers. Im Jahr 2000 wurde er dann mit dem Grad des zweiten Technikers zum Sifu ernannt.
Aus den, am Anfang hobbymäßigen betriebenen Kampfsportschulen wurde mit der Zeit eine professionelle Ausbildungsstätte für verschiedene Kampfkünste. 1995 begann Josef mit Kum-Do, einer Schwertkampfkunst aus Korea. In der Praxis dieser Waffenkunst wird das bewusste Denken unterdrückt, wodurch die Aktionen instinktiv erfolgen sollen.

Zwischenzeitlich wurde auf Schloss Langenzell die Sicherheitsakademie gegründet. Diese bot Ausbildungen im Bereich Personenschutz an. Dort absolvierte Josef im Dezember 1994 den ersten Personenschutzlehrgang. Er erhielt hierdurch ein umfangreiches Know-how, so dass er parallel zu den Kampfsportschulen im Jahr 1995 den Schritt in die Selbstständigkeit mit einem Sicherheitsunternehmen wagte. Josef begann dann zunächst mit der Betreuung von Objekten in Industriegebieten. Außerdem arbeitete er bei feierlichen Anlässen oder in Discotheken als Türsteher.

Weiterführende Fortbildungsseminare an der Sicherheitsakademie Schloss Langenzell und die praktische Erfahrung vor Ort zahlten sich für Josef schon nach kurzer Zeit aus. In seiner Firma beschäftigt Josef heute zehn fest angestellte Mitarbeiter und übernimmt außer Objekt- und Personenschutzaufträge auch bewaffnete Werttransporte und Ermittlungen. Auch bei großen Rockveranstaltungen ist sein Sicherheitsunternehmen gefragt.

Durch Reisen in verschiedene Länder lernte Josef auch dort die Ausbildung der Sicherheitsunternehmen und Polizei kennen. Aufgrund dieser Kontakte bildet er z.B. in Bolivien die Spezialeinheit der Polizei Santa Cruz in WingTsun aus.
Um den Anforderungen der von ihm betriebenen koreanischen Kampfkünste gerecht zu werden, fliegt Josef jedes Jahr mehrmals nach Korea und legt dort vor einem Gremium die Prüfungen für Hapkido ab. Hier wird er von den Meistern ihres Fachs weitergebildet und besonders sein Professor Dr. Ki Chul Ham von der Hanseo-Iniversität hat großen Anteil an der Fortentwicklung von Josef Schoop.
Dieses Jahr übereichten Dr. Ki Chul Ham (10. Dan), der Dekan der Academy of Sozial Athletics Hanseo Universität aus Susan Korea und der Kampfkunstlehrer Soo Ung Choi aus Frankfurt (10. Dan Hapkido und Hosindo) Josef Schoop den 8. Dan in Hapkido. Mit dieser Graduierung wurde er gleichzeitig von seinen Meistern zum europäischen Repräsentanten ernannt.

Weiterhin bestätigte der koreanische Verband Josef als Hapkido-Chiefinstructor für Deutschland und berief ihn 2001 in Korea zum Gastprofessor für Sicherheit an die Hanseo Universität. Dort doziert Josef seit diesem Zeitpunkt in regelmäßigen Abständen im Fach Wissenschaft und Sicherheit.

Josef Schoop ist Kampfkünstler mit Leib und Seele. Mit viel Disziplin und Ausdauer ist es ihm gelungen, in verschiedenen Kampfkunstsystemen fortgeschrittene und höchste Graduierungen zu erreichen. Dabei ist ihm der charakterbildende Aspekt der Kampfkünste am wichtigsten. „Loyalität, Ehre, Mut, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit sind wichtige Tugenden, die in der heutigen Gesellschaft immer weniger beachtet werden", erklärt Josef. Vorallem gegen diese Tugendlosigkeit sollte ein Kampfkünstler seiner Meinung nach kämpfen – und stets bei sich selbst beginnen.

Text: Uwe Klersy