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Kampflogik 3

Der Praxisband, der dritte Band der 4-teiligen Buch-Reihe „Kampflogik“ von Großmeister Kernspecht, erscheint im Juni zum Int. LG gebunden und mit rotem Einband (ähnlich „Wing Tsun Kuen“) in kleiner Sonderauflage.

Danach wird der Einband schwarz wie der des Wing Tsun Kuen. Das neue Buch hat über 400 Seiten im Großformat A4, ein goldgeprägtes Hardcover und einen vierfarbigen Schutzumschlag. Der Band ist reich illustriert mit über 800 farbigen Fotos.
Die folgenden Bände werden in Abständen von 6-12 Monaten erscheinen und auch alle zwischen 300 und 500 Seiten stark sein:

Band 1: Grundlagen
Band 2: Mehr Grundlagen
Band 4: Alle klassischen WT-Solo- und traditionellen Partnerformen und wie man sie mit Gewinn übt

Aus der Einleitung:

Was ich mit diesem Buch bezwecke?

Dies ist der mit vielen Übungsfolgen versehene Praxisband (Nr. 3) meiner grundlegenden vierbändigen Arbeit „Kampflogik“, die das Phänomen Kampf untersucht und das Konzept, die Prinzipien und die Techniken des WingTsun (WT) erklärt.
Es geht mir nicht darum, detailliert das chinesische WingTsun als traditionelle Kunst zu beschreiben, das wurde von mir und anderen Autoren schon in mehr als 130 Büchern geleistet. Stattdessen möchte ich mein WT als geeignetes Mittel zur praktischen Selbstverteidigung vorstellen und (vor allem) ein wenig beachtetes soziales Problem lösen: Das Problem, wie man(n) sich vor den Gefahren eines entarteten Ritualkampfes oder Territorialkampfes innerhalb der männlichen Mitglieder der Spezies Mensch optimal schützen kann.
Der „menschliche Affe“ oder der „dritte Schimpanse“, wie ihn Biologen oder oft nennen, verteidigt sein „Territorium“, das nicht nur sein Platz in der Kneipe, sein Bürotisch und sein Ehebett ist, sondern auch seine Position in seiner Gesellschaft, sein Ego oder sein Bild von sich selbst, ähnlich wie seine tierischen Verwandten.
Dieser Kampf, im Englischen nennt man ihn bezeichnenderweise „Affentanz“ (Monkey-dance), ist – ähnlich dem Kampf zwischen anderen Exemplaren einer Spezies – nicht wirklich ein Kampf, sondern eine Art Konfliktmanagement der Natur, eine Show, um den Status quo zu bewahren und Leben (oder Gene) zu erhalten.
Der Konkurrent, das andere männliche Exemplar, soll aus dem Territorium durch Androhung von Gewalt vertrieben werden. Die Tiere kämpfen deshalb mit „behandschuhter Faust“, Giftschlangen verlegen sich aufs Ringen, Bären schubsen den Nebenbuhler aus ihrem Gebiet. Der gedemütigte Verlierer trollt sich und darf woanders weiterleben.

Der (entartete) Ritualkampf beim Mann verläuft seit ca. 30 Jahren bei uns in 5 Phasen

1. Blick
2. Stimme
3. a. Mit dem Finger auf den anderen zeigen
   
b. Schubsen
4. Wilder Schwinger (Heumacher) mit der dominanten Hand von oben nach unten zum Kopf
5. Oft tödliche Tritte zum Kopf des Zu-Boden-Gefallenen

Wer seine Schüler darauf vorbereiten will, muss sie mit diesen fünf Eskalationsphasen vertraut machen und mit dem Effekt der Stresshormone, die im Englischen „Flight or Fight“-Hormone genannt werden: Flucht- oder Kampf-Hormone, wobei es noch eine dritte adrenale Hormonwirkung gibt, die viel gefährlicher ist: das Gelähmtsein (engl. freeze) und die Unfähigkeit, sich zur Wehr zu setzen (engl. denial).
Fast alle Kämpfer berichten von Stresseffekten wie: trockener Mund, feuchte Hände, beschleunigter Herzschlag, Hyperventilation und Muskelzittern. Diese Symptome sind durchaus normal und der Kämpfer darf sie nicht als Zeichen dafür halten, dass er ein Feigling ist. Dennoch müssen sie dem Kämpfer als Hinweis dienen, dass er sich möglicherweise nicht mehr innerhalb seiner optimalen Herzschlagrate befindet.

Sobald diese 175 bis 200 Schläge pro Minute überschreitet, sollen nach Ansicht namhafter Forscher

• feinmotorische und komplexe Bewegungen und peripheres Sehen schwerlich möglich sein und
• Entscheidungen zwischen mehreren Optionen lebensgefährlich viel Zeit erfordern.

Nur solche Methoden sind deshalb zur Selbstverteidigung geeignet, die im Kampf geringe Ansprüche an Feinmotorik und Hand- und Augenkoordination erfordern und dem Kämpfer Entscheidungen ersparen.
Am besten werden diese beiden Probleme gelöst von Methoden, die wie unser WT taktil-kinästhetisch reagieren und sich Entscheidungen vom Tastsinn abnehmen lassen.

Obwohl die meisten Kampfsportarten damit werben, als Mittel zur Selbstverteidigung zu taugen, gehen sie auf die Bedürfnisse des Ritualkampfes und auf das richtige Verhalten in den fünf Phasen überhaupt nicht ein:

Was kaum irgendwo geübt wird

• Es wird nicht geübt, wie man mittels Atemtechnik und Visualisierung den Herzschlag senkt.
• Es wird nicht geübt, ob, wie und wie lange man den Blick des anderen erwidern kann oder muss.
• Es wird nicht geübt, was man auf die Frage entgegnet: „Was guckst du so, suchst du Streit?“
• Man übt nicht das richtige Verhalten gegen das Mit-dem-Finger-Zeigen oder das ein- oder zweiarmige
   Wegschubsen.
• Kaum ein Kampfstil kann einen wilden Schwinger aus der Nähe abwehren.
• Und welcher Selbstverteidigungsstil lehrt den Schüler, wie man tödliche Kopftritte usw. überlebt,
   wenn man zu Boden gefallen ist?

Die Versäumnisse der sog. Selbstverteidigungsmethoden

• Statt den Schüler gezielt auf das angepasste Verhalten in jeder der fünf Phasen vorzubereiten, wird
   die Problematik des Blickes gar nicht erkannt. Tatsächlich gibt es keinen Ritualkampf, ohne dass sich
   die Blicke der beiden Kontrahenten begegnet wären.
• Statt die richtige selbstbewusste oder deeskalierende Antwort auf die Eingangsfrage zu üben, findet
   Sprechen beim üblichen Selbstverteidigungstraining nicht statt.
• Statt Taktiken gegen Fingerzeigen, Schubsen und den Schwinger („Heumacher“) zu üben, trainieren
   die Schüler sinnlose oder unwirksame „tote“ Techniken. Sinnlos müssen wir sie nennen, weil es sich
   um Abwehren gegen Angriffe handelt, die in der Wirklichkeit nicht vorkommen, sondern nur in der
   Vorstellung, die sich der Lehrer vom Kämpfen macht, der meistens selbst nie in dieser Lage war.
  
Kurz, der Schüler lernt nur, sich gegen Angriffe seines eigenen Stils zu verteidigen.
• Ignoriert wird weiterhin meist, dass der Kampf selten mehr als drei Sekunden dauert und nicht aus
   großer Entfernung, sondern aus direkter Nähe erfolgt.
• Ignoriert wird ferner, dass es sich unter Adrenalineinfluss immer um schwingrige Angriffe und nie um
   geradlinige Techniken handelt.
• Ignoriert wird außerdem, dass wir es sich nicht mit sauber zu identifizierende Techniken, sondern mit
   einen wilden Schwall, einem Hagel von Angriffen zu tun haben.

Unwirksame Blockabwehren

Typische (aus dem jap. Karate, chin. Shaolin KungFu oder korean. Taekwondo bekannte) asiatische Blockabwehren hätten – wenn überhaupt – nur eine Chance gegen Angriffe aus größerer Entfernung, wenn der Angreifer erst noch einen ganzen oder mindestens einen halben Schritt machen muss, um in die Schlagdistanz zu kommen.
Dieses gilt aber auch nur für geradlinige Angriffe. Gegen kurvige Angriffe – und nur diese sind evolutionsgenetisch im ritualisierten Kampf zu erwarten – versagen typische asiatische Blockabwehren fast regelmäßig.

Stresshormone machen die meisten Vorbereitungen illusorisch

Dazu kommt das plötzliche Ausstoßen der Stresshormone, die das nicht daran gewöhnte Opfer „einfrieren“ lassen („lähmen“), so dass es den ersten Schlag und den folgenden Hagel von Schlägen meist ohne Abwehr über sich ergehen lässt.
Ein Kampf in dem Sinne, dass ein Schlagabtausch zwischen zwei Kontrahenten erfolgt, entsteht überhaupt nicht.

Sinnlosigkeit auswendiggelernter Techniken

Ein Einschleifen von „Techniken“ und das Memorieren eines „Verhaltens auf Vorrat“ (Heinrich Jacoby), so wie es unter den asiatischen Kampfkünsten üblich ist, schafft nur hunderte oder tausende sinnloser toter Techniken, die vergeblich auf den dazu passenden Angriff warten. Vergeblich – weil jeder Angriff anders ist und festgelegte Antworten niemals passen. Das Hauptanliegen der Kampfkünste scheint darin zu bestehen, Antworten auf Fragen zu finden und auswendig zu lernen, die niemand außerhalb ihres eigenen Stiles und schon gar nicht auf der Straße stellt.
Spezielle, komplexe Techniken, die viel Feinmotorik erfordern und einen speziellen Angriff, der nie passiert, nützen nichts, sondern bringen den Kämpfer in gefährlichen Zeitstress, weil sie ihn vor unnötige Entscheidungen stellen.

Was Sinn macht und unsere Chancen erhöht

Unspezifisches Training allgemeiner Grundfähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Beweglichkeit, Gleichgewicht, Körpereinheit, sinnliche Wahrnehmung (insbesondere Tastsinn), Timing und Abstandsgefühl und ganz besonders die Entwicklung des Kampfgeistes und die Gewöhnung an Adrenalineffekte hat dagegen eine große Bedeutung für die Entwicklung der Selbstverteidigungsfähigkeit.

Sportliches Sparringstraining löst das Problem des Ritualkampfes nicht wirklich

Sparringstraining – zumindest wenn es unter Vollkontakt geschieht – wäre sicherlich besser, aber auch dieses trägt dem tatsächlichen Ablauf eines Ritualkampfes in keiner Weise Rechnung, denn alles geschieht innerhalb der ersten Sekunde und ein echter Schlagabtausch ist so gut wie nie zu beobachten. Außerdem ist Sparringstraining nahezu kontraproduktiv, was die Entwicklung von Körpereinheit und Timing betrifft.

Bodenkampf kommt im Ritualkampf nicht vor

Er ist ein Hype, der nicht zu den Ritualen des Ritualkampfes gehört. Selten ist es, dass beide Kontrahenten zu Boden gehen und dort unten auf Beton, Glasscherben oder Hundekot mit klassischen Ringertechniken weiterkämpfen, bis sich irgendwelche Begleiter einmischen und dem Gegner ihres Freundes den Schädel eintreten. Bodenkampf-Training ist die Antwort auf eine Frage, die in der realen Welt da draußen nicht gestellt wird. Bodenkampf-Training ist die Antwort auf eine Frage, die die Gracies in den Ultimate Fighting Championships (ein bestimmte Art, einen Wettkampf auszutragen) stellten. Wichtiger für uns, denen es nicht um sportlichen Wettkampf, sondern ums bloße Überleben geht, ist es zu lernen, unser Gleichgewicht zu bewahren, um nicht auf den Boden zu geraten, schnell wieder auf die Beine zu kommen bzw. seinen Kopf und seine Rippen am Boden gegen Tritte zu schützen. Ich sage das als jemand, dessen erste Kampfsportart Ringen war und der Ende der 1960er Jahre nebenberuflich als Catcher (heute Wrestler genannt) arbeitete und gerade den Bodenkampf bevorzugte.

Die Gefährlichkeit des Ritualkampfes ist eigentlich ein Paradox

Denn er soll ja nachgerade Blutvergießen unter derselben Spezies vermeiden. Die Gefahr entsteht dadurch, dass viele Menschen mit den ungeschriebenen Ritualen des männlichen Territorialkampfes nicht mehr vertraut sind und besonders dadurch, dass u.a. durch den Einfluss der Massenmedien eine neu hinzugekommene 5. Phase zu erkennen ist, die den Ritualkampf zu oft tödlich enden lässt: Fußtritte zum Kopf des Gefallenen. (Ceterum censeo, dass der Gesetzgeber Tritte zum Kopf eines Liegenden wie Waffengebrauch unter Strafe stellen sollte).

Die Entartung des Ritualkampfes betrifft Täter wie Opfer

• Das Opfer gibt dem Stärkeren, meist dem Besitzer des Territoriums, nicht nach und weicht nicht
   zurück.
• Der Täter weiß nicht, wann er Schluss machen muss. Es reicht ihm nicht mehr, den Eindringling in
   eine unterwürfige Haltung zu bringen oder aus seinem Revier zu verjagen, er setzt ihm nach und
   hört nicht einmal mehr auf, wenn der andere am Boden liegt, sondern versetzt ihm auch noch
   Fußtritte zum Kopf und zu den Rippen, wenn der seine Arme hoch nimmt, um den Kopf zu schützen.
   Es ist der entartete Ritualkampf der wirksame, d.h. für den Angreifer nicht ungefährliche Gegen-
   angriffe, die die Gefahr beenden, erforderlich macht!

Kampfsportarten und Kampfkünste bereiten nicht auf den Ritualkampf vor

Sie erweisen sich gemäß meiner Analyse und 50-jährigen Erfahrung per se nicht als ein grundsätzlich geeignetes Mittel, um der Gefahr des entarteten Ritual- bzw. Territorialkampfes der Männer zu begegnen.
Zum Beispiel Schießen: Jeder militärische oder polizeiliche Trainer weiß, dass sportliches Schießen nicht 1:1 benutzt werden kann, um auf combatmäßiges Schießen vorzubereiten; denn bei der sportlichen Tätigkeit fehlt das Element der Todesgefahr mit seinen Auswirkungen auf den viel höheren Ausstoß der Stresshormone. Während sich beim sportlichen Schießen der Weaver-Stand als erfolgreicher erwies, wird beim Schießen um Leben und Tod (wenn das Ziel zurückschießen darf) nahezu automatisch der Isosceles-Stand (= der „Gleichschenklige“) eingenommen, der mit dem Hormoncocktail besser zurechtkommt.

Ein ganz wichtiges Argument, das gegen die Versportung der Kampfkünste spricht, stammt von Kano, der aus dem alten gefährlichen Ju-Jutsu das versportlichte und damit wettbewerbsfähige Judo machte. Viele mag das gerade bei Kano verblüffen, aber es hat auch mit seinen inneren Widersprüchen zu tun. Kano wurde zwischen dem Wunsch nach dem idealen Judo und der großen Verbreitung hin- und hergerissen. Moshé Feldenkrais, der in Kanos Auftrag Judo in Europa verbreiten sollte, erinnert sich an sein Gespräch mit Kano: „Solange Kano lebte, wollte er mit Judo nicht in die Olympischen Spiele und er wollte auch keine Gewichtsklassen … Bei den Olympischen Spielen gibt es Gewichtsklassen. Wie im Ringen glauben die, dass ein Leichtgewichtler keinen Schwergewichtler schlagen kann. Nun haben sie also die Einteilung in Gewichtsklassen, und nun muss ein kleiner Mann gegen einen kleinen Mann kämpfen, aber nie gegen einen großen. Also benutzen die Leute Kraft, um sich gegenseitig wegzudrücken und sie machen überhaupt kein Judo. Kano sagte: ‚Solange ich lebe, wird Judo ohne Gewichtsklassen kämpfen, und wenn der Tag kommt, da Judo Teil der Olympischen Spiele wird, wird es nur noch eine Lachnummer (wash-out) sein.’ Und leider kam es auch so.“
So long as Kano was alive, he did not allow Judo into the Olympic Games, and he did not allow weight distinctions. … In the Olympic Games you have weight categories. … Like in wrestling, they believe that a lightweight cannot beat a heavyweight. Now they have that weight system that requires a small man to fight a small man, never a big one. So you see, those fellows using strength to push each other, and they don’t do any Judo … Kano said: ‚So as long as I am alive, Judo won’t have weight divisions and when the day comes that it becomes part of the Olympic Games, it will become a wash-out. Judo is finished with inclusion into the Olympic Games.’ And unfortunately he was right.“

Aber wenn man gegen Größere, Schwerere und Stärkere antreten muss (und auch die schwache Frau gegen den starken Mann) lernt man, dass körperliche Faktoren in der Selbstverteidigung nicht die wichtigste Rolle spielen dürfen. Ist das Gegenüber aber wegen der Gewichtsklasseneinteilung grundsätzlich nicht schwerer, dann kann man durch Krafttraining usw. den Unterschied bewirken, der den Unterschied unter diesen Bedingungen macht.
 
Sogar das praktische WingTsun muss modifiziert eingesetzt werden, wenn es im Ritualkampf die Entscheidung bringen soll

Deshalb benutzen wir unser WT in modifizierter Weise, um es als Mittel gegen den Ritualisierten Kampf einzusetzen. Dabei sind zwei Vorgehensweisen zu unterscheiden:

• WingTsun greift zum einen auf evolutionsgenetisch in uns schon schlummernde natürliche
   Abwehr- und Angriffsmechanismen (Schreckreaktionen) zurück, die durch gezieltes Training
   perfektioniert und zum Ausgangspunkt bei überraschenden Angriffen werden.
• Zum anderen werden durch das Training überraschende und in der Natur nicht vorkommende
   künstliche Bewegungen in speziellem Stresstraining so eingeübt, dass sie im Ernstfall auch
   automatisch abgerufen werden können und somit zur Verfügung stehen.

Wir greifen den Angreifer an

Der Anfänger und der schon Fortgeschrittenere erlernt in den hier dargestellten Grundstufen- und Mittelstufenprogrammen weniger das Abwehren als das eigene präventive Angreifen, das geringere Anforderungen an die Reaktion und den taktil-kinästhetischen Sinn stellt.
Der Angriff in den entstehenden Angriff des Gegenübers hinein (Bruce Lee nannte das Jeet Kune Do) muss zwingend erfolgen, bevor der erste Herzschlag den oft lähmenden Hormoncocktail ins Blut schickt.
Die bei den meisten Menschen vorhandene Schlaghemmung wird durch ein eintrainiertes Triggerwort (oder im Sinne des NLP: Ankerwort) überwunden. Dem muss ein großer Zeitraum im Training gewidmet sein.

Wir schaffen Legalität

Ebenso wird dem Schüler beigebracht, gegenüber den Zeugen die Rechtmäßigkeit der Verteidigungshandlung – durch vorherige Deeskalationsversuche und mehrfaches demonstratives Zurückgehen und lautes Beteuern, dass er nicht kämpfen wolle – auszuweisen.

Nur der sehr Fortgeschrittene muss nicht mehr präventiv angreifen, um sicher zu sein

Beim Experten (Oberstufe) entfällt auch der moralische Makel, den Angreifer präventiv angreifen zu müssen, um eine Chance zu haben.
Hier ist der Fortgeschrittene durch sog. Stressimpfungstraining so an den Hormoncocktail gewohnt, dass er nicht „steif“ wird, sondern im Nahbereich taktil-kinästhetisch reagieren kann.
Mit Hilfe des ChiSao, einem propriozeptorischen Training im hier gezeigten Oberstufenprogramm, kann der fortgeschrittene WT-Anwender, den Angriffen, auch den nichtlinearen, regelmäßig aus dem Weg gehen.
Mit perfektem Timing, Körpereinheits- und Beweglichkeitstraining kann der WT-Anwender mit größter Wirkung zuschlagen, wobei er meist seine Handkanten, Handflächen oder Ellbogen einsetzt und innerhalb von drei Sekunden den nötigen K.o. erzielt, der den Kampf beendet.

Die sichere Selbstverteidigung

Die Wege zur sicheren Selbstverteidigung führen – wie Moshé Feldenkrais schon Mitte des 20. Jahrhunderts richtig erkannt hat – über Reduktion der Komplexität und aktive Rückwärtsplanung zum richtigen Timing. Aus jeder Bewegung des Gegenübers müssen diejenigen Bewegungsanteile per Tastsinn erkannt und ausgenutzt werden (Coopetition), die dem WT-Anwender helfen, nicht getroffen zu werden, sondern selbst den entscheidenden Treffer anzubringen. Antizipation aufgrund von Erfahrung, Adaptation aufgrund des propriozeptiven Trainings und Lösen (Separation) vom Gegenüber, wenn dessen Druck uns nicht mehr bedroht, mit eliminierendem Rettungsschlag sind die dargestellten Methoden unseres WT.
Die verwendete Strategie (Die große Strategie: chin. Moulüe) wird dabei nur im Vorfeld, sozusagen als Hausarbeit gelöst. Der WT-Anwender muss sich klarmachen, welches die ethischen Werte sind, für die er bereit ist zu kämpfen. Diese sind dann die „Umlegeschalter“, die in Form des Triggerwortes zum sofortigen Angriff führen. Er muss sich darüber im Klaren sein, dass sein Angriff nie halbherzig, sondern mit aller Kraft auf den richtigen Punkt geführt werden muss, sonst soll er lieber gar keinen Widerstand leisten.
Im Kampfgeschehen selbst hat eine Strategie ebenso wenig zu suchen, wie ein General sich nicht in den praktischen Kampf seiner Soldaten oder vor Ort in die Entscheidungen der Unteroffiziere einmischt.
Hier hat eine flexible Taktik das Wort, alles kommt auf die Situation an und nichts lässt sich planen. Denn jede Planung würde steif machen und den Kämpfer die vielen günstigen Gelegenheiten nicht sehen lassen, die sich während des wechselnden Prozesses des Kampfes ergeben.