WingTsun

Schulleiter stellen sich vor: Sifu Andreas Stahnke

Auch im neuen Jahr setzt Sifu Oliver Pfannenstiel die Serie mit Interviews von EWTO-Schulleitern fort.
Dieses Mal richtete er seine Fragen an Sifu Andreas Stahnke, der seine WingTsun-Schule unweit Stuttgarts in Ludwigsburg führt.

Zur Person Sifu Andreas Stahnke:

 Alter: 
 44
 Graduierung:  3. TG WT
 Weitere WT-Qualifikationen:               
 Leadership 4, BlitzDefence Männer, Fachtrainer Gewaltprävention,
 Fachtrainer Kids-WingTsun
 Mit WT begonnen:  1994
 Schulleiter seit:

 2005

 WT-Lehrer und SiFu:
 DaiSifu Thomas Schrön und GM Keith R. Kernspecht
 Ausbildung/Beruf:  Mechaniker, Industriekaufmann, im technischen Außendienst
 Kinder:
 ein Sohn (12 Jahre)
 Hobbies neben dem WT:
 Schach, Motorradfahren
 Lieblingsfilm:
 Stirb langsam
 Lieblingsmusik:  Rock, Techno und House
 Lieblingsbuch:
 ES von Stephen King
 Lieblingsspeise:  ???
 Lieblingsurlaubsziel:  Gran Canaria
 sind mir ein Graus.
 Ein schöner Tag ist für mich, wenn     
 die Sonne scheint, der Tank voll ist und ich mit dem Moped auf
 einem Pass in den Alpen die Aussicht genieße.
   

Zur WT-Schule:
  

 Größe des Ausbilderteams: 
 drei Ausbilder
 Ort:  Ludwigsburg
 Unterricht (Termine pro Woche):        
 6 x / -/ - /-/ -/2 x; 
   (WT/Kids/Jugend/Senioren/Escrima/ChiKung)
 WingTsun-Klassenunterricht ist 5 x abends und
 1 x vormittags; außerdem Gewaltpräventionsseminare
 für Firmen, Schulen und Jugendeinrichtungen
 Termine pro Woche insgesamt:  8
 Anzahl Techniker:  zwei

Interview:

WTW: Wie bist Du zum WT gekommen? Was war Deine Motivation damals – wie sieht die heute aus?
Sifu Andreas: Nachdem ich zuvor 17 Jahre lang Taekwondo betrieben, parallel hierzu einige Jahre Ju-Jutsu und mir einige Einblicke in andere Kampfsportarten verschafft hatte, war ich ständig auf der Suche nach einem Selbstverteidigungssystem, das die Schwachstellen aller mir bekannten Kampfsportarten ausräumte und ein wirklich effizientes System darstellen konnte – für die Selbstverteidigung auf der Straße. Ein Sportkamerad von mir absolvierte in Heidelberg seinen Zivildienst und buchte parallel dazu die Vollzeitausbildung auf Schloss Langenzell. Er konnte mich in kürzester Zeit von der Effizienz des WingTsun überzeugen und es dauerte keine 48 Stunden, bis ich mich in einer WingTsun-Schule angemeldet hatte.

Wie kann man sich Ludwigsburg vorstellen?
Ja, Ludwigsburg – sprich doch lieber von der schönsten Barockstadt Deutschlands mit seinem „Blühenden Barock“, dem Schlosspark und seinen Schlossfestspielen seiner Altstadt im Barockstil. Wir haben etwas mehr als 80.000 Einwohner mit allen Teilgemeinden zusammen und gehören mit ein paar Kilometern Entfernung von Stuttgart zu dessen Speckgürtel mit seiner enormen Wirtschaftskraft. Hier leben liebe, nette, gutbürgerliche Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen, sehr bodenständig sind und viel von Kultur, Theater und den anderen schöngeistigen Seiten des Lebens halten.

Wie siehst Du heute die Entwicklung von Kriminalität bzw. Gewalt in und um Ludwigsburg?
Leider ist das auch bei uns mehr und mehr ein Problem geworden. Obwohl wir, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, mit etwas über 5%, eine vergleichsweise geringe Arbeitslosenquote haben, ist die Gewalt in Ludwigsburg für jeden Bürger deutlich spürbar. Die Anzahl an Jugendlichen, die ohne Perspektive auf der Straße abhängen und Passanten anpöbeln, steigt von Tag zu Tag. Gewalteskalationen sind auch bei uns keine Angelegenheit, die nur nachts in dunklen Gassen oder irgendwelchen Spelunken vonstatten geht. Nein, immer öfters findet sie in der Innenstadt am helllichten Tag statt. „Normale Passanten“ werden aufs Derbste in der Fußgängerzone oder am Bahnhof angepöbelt, ganze Gruppen von Schülern werden auf ihrem Weg von der Schule zum Hallenbad mittags um 13:00 Uhr beleidigt, geschubst und – das meine ich wortwörtlich – „zerlegt“! Fast immer sind für diese Taten Menschen mit einem Immigrationshintergrund verantwortlich.

Wie hast Du begonnen, die WT-Schule in Ludwigsburg bekannt zu machen?
Wir haben in Ludwigsburg ein sehr großes Angebot an Freizeitmöglichkeiten im Bereich von Kampfsportarten aller Art. Ich habe von Anfang an darauf gesetzt, eine ordentliche Arbeit abzuliefern, auf meine Schüler einzugehen und sie von der Qualität einer EWTO-WingTsun-Schule Ludwigsburg zu überzeugen. Der Bekanntheitsgrad ist ganz klar durch die Mund-zu-Mundpropaganda gestiegen und durch die Präsenz im Web.

Welche Schwierigkeiten gab es?
Wir hatten zu Beginn das Problem, geeignete Räume zu finden. In fast jedem Fitnessstudio wird irgendeine Art von Kampfsport bzw. Selbstverteidigung angeboten. Außerdem war der Mietspiegel für eigene Räume mit sehr wenigen Schülern einfach zu hoch. Daher entschied ich mich, nach einem kläglich gescheiterten Versuch in einem Hinterhof-Fitnessstudio, etwas außerhalb von Ludwigsburg, für die ersten Jahre mein Quartier aufzuschlagen.
Auch war eins ganz klar mein Problem: Unzählige Marktbegleiter von so genannten Derivaten haben über die EWTO schlecht geredet.

Wie hat Dir das Leadership-Programm geholfen, Deine Schule aufzubauen?
Danke, danke, danke. Etwas anderes kann ich hier nicht sagen. Ich habe mittlerweile Leadership 4 abgeschlossen, bin total begeistert über die Anregungen, die Top-Ausbildung, die uns hier zu Teil wird und kann nur jedem Schulleiter/in empfehlen, der es noch nicht begonnen hat: Kommt dazu, macht mit! Das Leadership-Programm war mit dafür verantwortlich, dass ich den Schritt wagte, letztes Jahr im November auf knapp 200 m2 eigene Räumlichkeiten anzumieten. Und ich habe es nie bereut!

Was möchtest Du Deinen Ausbildern in der Leadership-Klasse mitgeben, die Du für sie anbietest?
Qualität, Begeisterung und Spaß daran, den richtigen Weg einzuschlagen und zu spüren, was hinter der Gemeinschaft EWTO und deren Knowhow steckt!

Welche Erfahrungen hast Du mit Einführungsveranstaltungen?
Es ist der beste Weg, Interessenten aufzuzeigen, wer wir sind, was WingTsun ist und ihnen im Zusammenhang mit einem ersten Probetraining die entsprechenden Einblicke zu gewähren und alle ihre Fragen, die sie haben, umfassend zu beantworten.

Du arbeitest auch mit Unternehmen/Betrieben zusammen. Welche Problemstellungen sind hier zu finden?
Bei meiner Zusammenarbeit mit Unternehmen handelt es sich nicht um eine Vermarktung von WingTsun über Unternehmen, sondern ausschließlich um die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ortsansässigen Firmen hinsichtlich Gewaltprävention, Deeskalation und Verhaltensweisen in einer beginnenden Eskalation sowie das Erkennen von brenzligen Situationen.
Die Gewalt auf unseren Straßen ist heute leider von jedem spürbar; egal, ob man privat unterwegs ist oder nur seinen täglichen Weg zum Arbeitsplatz bzw. nach Hause bestreitet.
Ich finde es für unsere Gesellschaft erschreckend, dass Arbeitgeber heute, um ihrem Personal einen Mehrwert und ein Stück Sicherheit zu geben, es für angebracht halten, solche Kurse zu finanzieren.

Worauf achtest Du besonders bei Gewaltpräventionsseminaren?
Darauf, dass ich nicht ein Programm herunterbete, sondern im Dialog alle Anwesenden in das Gespräch einbinde, auf ihre Probleme eingehe und sie zum Nachdenken anrege.
Auch ist wichtig, alle dafür notwendigen Themen umfassend abzuhandeln und nach meiner Ansicht für den Ernstfall dafür zu sorgen, dass in dem Kursus ebenso der Abbau von Hemmschwellen, im Ernstfall zuzuschlagen, unterrichtet wird.
Das gewünschte Ergebnis: ihr Selbstbewusstsein, sich im Ernstfall erfolgreich zu wehren, steigt enorm.

Wie ist das prozentuale Verhältnis Männer/Frauen/Kinder in Deiner Schule?
70/20/10

Welche Übungen kommen am besten an?
Realistische Rollenspiele, gepaart mit den BlitzDefence-Programmen.

Du selbst hast 12 Jahre im Sicherheitsbereich gearbeitet. Bringst Du jetzt diese Erfahrungen mit ein?
Alle! Ich bin mir sicher, dass die Vermittlung von gewalttätigen Situationen – was dabei passiert, wie der eigene Körper reagiert – verständlicher und klarer vermittelt werden kann. Menschen müssen sich darauf vorbereiten und sich im Klaren darüber sein, dass es keinen Schutzschirm gibt. Die Gefahr, auch wenn man als Sieger aus einer Auseinandersetzung herausgeht, körperliche Blessuren davonzutragen, ist enorm groß.
Und: Angst ist normal. Man muss nur lernen, damit umgehen zu können. Wenn man meint, keine Angst zu haben oder sich das einreden möchte, sollte man sich daheim verstecken!

Im Unterricht lässt Du die Schüler an einem Vollköperschutz-Anzug üben. Was beabsichtigst Du damit?
Die Schüler schlagen auf diesen Anzug drauf, wenn der Kamerad drinsteckt. Genauso werden sie selbst in diesen Anzug gesteckt. Der Schutzanzug nimmt bis zu 80% der Schlagkraft auf. Die Schüler wie auch Kursteilnehmer haben dadurch die Möglichkeit, Hemmschwellen abzubauen und es zu erleben, wie es sich anfühlt, auch nur 20% dieser Schlagkraft zu spüren.
Ich möchte nicht jemanden in Selbstverteidigung ausbilden, ohne dass er sich darüber im Klaren ist, was er für einen Schaden anrichten kann. Neben dem Schutzanzug halte ich es für außerordentlich wichtig, die Zusammenhänge von Angst und Adrenalin wie auch das Notwehrrecht zu vermitteln.
Auch wäre es fatal, wenn jemand in eine bedrohliche Situation kommt, jahrelang trainiert hat und dann im Ernstfall feststellt: „Hoppla, ich traue mich gar nicht oder ich kann gar nicht einen Menschen schlagen bzw. mich wehren.“

Worauf legst Du besonderen Wert im Unterricht?
Auf die Probleme der Menschen einzugehen. Die richtige Mischung zu treffen zwischen Rollenspielen, BlitzDefence-Übungen, GM Kernspechts neuen Programmen und der klassischen Ausbildung im WingTsun.

Warum führst Du den Unterricht stets mit Assistenzausbildern durch?
Damit eine entsprechende Betreuung der Teilnehmer/innen gewährleistet ist, meine Assistenten ihre ersten Gehversuche als spätere Ausbilder machen können und hier auch ein entsprechendes Maß an Kontrolle und Einfluss von meiner Seite da ist.

Ab 2011 bietest Du EWTO-ChiKung an. Was möchtest Du den Schülern hier vermitteln?
Gesundheit, Wohlbefinden, Spaß und ein besseres Körpergefühl.

Mit welchen Eigenschaften siehst Du Dich selbst als WT-Lehrer?
Oh je, ich glaube, sich selbst zu beurteilen und seine Eigenschaften zu benennen, fällt jedem am schwersten. Ich hoffe, dass man mich so sieht, dass ich mit Leib und Seele WT-ler bin.

Was bedeutet das Unterrichten für Dich?
Beruf, Berufung, Spaß und Freude am Umgang mit Menschen und WingTsun.

Was willst Du den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Bleibt neugierig. Seid interessiert. Erfreut euch am Leben und lebt eure Träume.

Das Interview führte Sifu Oliver C. Pfannenstiel
Fotos: WT-Schule Ludwigsburg