Escrima

Seesen, Schwerter und Spektakel

Oft zieht es Mitglieder der EWTO in die Vorharzstadt Seesen, um dort bei Sifu Thomas Dietrich Escrima-Unterricht zu nehmen oder um Prüfungen bei Master Bill abzulegen. Doch viele Interessierte des Newman-Escrima haben neben dem facettenreichen Angebot noch eine besondere Vorliebe. Sie wollen neben den normalen Prüfungsprogrammen und dem Wettkampf- und Sparringstraining etwas ganz Bestimmtes.

Viele Menschen entfliehen heutzutage dem gewöhnlichen Alltag, indem sie sich in ihrer Freizeit auf mittelalterliche Märkte und Veranstaltungen begeben, um sich diese entweder nur anschauen wollen oder aber vielfach auch, um aktiv dabei zu sein.

Dabei findet jeder seine Nische: Der eine spielt den Narren, der nächste verkauft Holz- oder Lederwaren, andere nähen Kleidung und vertreiben diese, wieder andere schmieden Schwerter und andere Waffen.

Und hier schließt sich der Kreis. Es muss ja Leute geben, die diese Schwerter abnehmen und dann auch noch benutzen wollen. Und wo kann man den richtigen Umgang damit erlernen? Genau, beim Newman-Escrima!

Grundsätzlich ist dies in jeder Newman-Escrima-Schule möglich, in der sich der Lehrer für den Umgang mit Schwertern interessiert und dies seinen Schülern im entsprechenden Unterricht weitervermittelt. Vorreiter dafür sind definitiv Master Bill, Meister Bernd und in Seesen Meister Thomas.

Jetzt bleibt jedoch zu klären, was es denn außer dem Escrima-Unterricht mit mittelalterlichen Waffen in Seesen noch an Besonderem gibt:

Einmal im Jahr, nämlich immer am ersten September-Wochenende verwandelt sich die Stadt im Kern zurück in ihre historische Gestalt. An diesem Wochenende werden auf dem größten norddeutschen Historienfest die Epochen vom frühen Mittelalter bis hin zum Rokoko nachempfunden. Neben einem großen Markt, vielen Bierbuden, gibt es auch allerlei Schaustellerei. Die Stadt feiert das Sehusafest. Der Name geht zurück auf den historischen Namen Seesens „Sehuson“.

Neben den über den gesamten Tagesablauf verteilten kleineren Vorstellungen – sei es Musik, seien es historische nachempfundene Schlachten – werden Reitvorführungen und dergleichen geboten. Ein kleines Highlight findet immer am Samstagabend mit Einbruch der Dunkelheit zur Eröffnung des Historienspektakels statt:

Zunächst wird open air die Sage vom Silberhohl aufgeführt. Hierbei geht es um einen bösartigen Raubritterfürsten, der seine Schergen das umliegenden Land plündern und brandschatzen lässt, und um seine Tochter, die versucht, mit ihren eingeschränkten, bescheidenen Mitteln, den umliegenden Dörflern zu helfen. Wie das Ganze endet? Vorbeischauen und angucken. Am 01./02.09.2012 ist es wieder soweit: das 38. Sehusafest wird die Besucher in seinen Bann ziehen.

Im Anschluss an das Schauspiel folgt eine fulminante Feuershow, die seit letztem Jahr in ein Konzert übergeht. 2011 waren die Seesener Mittelalterband „Pestilenzia“ und danach „Cultus Ferox“ aus Berlin zu sehen und zu hören. Beide Gruppen haben auch für dieses Jahr ihren Auftritt in Seesen in ihrem Terminkalender stehen.

Da solch ein Spektakel viele ehemalige Seesener jedes Jahr aufs Neue zurück nach Seesen zieht, tauchen in der 1000-jährigen Harzstadt auch zahlreiche Escrima-Schüler von Meister Thomas wieder auf. Dieser bot erstmalig im letzten Jahr passenderweise eine mehrstündige, reine Schwertkleingruppe zum historischen Sehusafest an, die großen Anklang fand.

Als kleiner Tipp am Rande: Wer gewandet zum Sehusafest kommt, hat freien Eintritt auf das Gelände des mittelalterlichen Spektakels. Und zu einer Gewandung (gern auch bei Frauen) gehört definitiv ein Schwert.

Nur, was bringt einem dieses, wenn man nicht damit umzugehen weiß?

Weitere Informationen zum Newman-Escrima unter: http://www.newman-escrima.de
Informationen zum alljährlichen Sehusafest in Seesen: http://www.sehusafest.de/

Text: Kai Kalbreier
Fotos: Pressefotos der Stadt Seesen/Dominik Nentwich/hm