Editorial

Acht Gründe, warum wir im Kampf steif werden

Leider stelle ich es auch bei Fortgeschrittenen immer wieder fest: Vor, in oder nach der Aktion versteifen sie sich. Dadurch werden sie zum Opfer des Stärkeren oder des Besseren, der das Steifwerden ausbeuten kann.

Steif macht in letzter Konsequenz das Verharren in der letzten Bewegung, das Stoppen.
Dabei gibt es keinen Grund zu stoppen, denn der Gegner selbst schenkt uns doch ständig Impulse, die uns in Bewegung setzen. Wir müssen nur ein wenig „hinhorchen“ und den Augenblick nicht aufhalten wollen!

1.    Wenn man in der letzten Bewegung verharrt und „post“, dann ist man steif. Im WT gibt es das Motto:
       „Pose niemals im BongSao.“ Aber sollte das nicht für jede Bewegung gelten?
2.    Wenn man nachdenkt (Warum hat der mich getroffen? Wieso funktioniert das nicht? Welche
       Technik/Kombination mache ich jetzt?), dann stoppt man und wird steif.
3.    Wenn man blockt oder sich sperrt, stoppt man und wird steif.
4.    Wenn man eine erfolgreiche Bewegung gemacht hat und nicht sofort die nächste folgen lässt, sondern
       ihr stolz hinterherschaut, dann stoppt man und wird steif.
5.    Wenn man auswendig gelernte Kombinationen anwendet und die nicht klappen, ist man geschockt,
       stoppt und wird steif.
6.    Wenn man sich anstrengt und greift, dann stoppt man und wird steif.
7.    Bevor man eine Technik „macht“, denkt man, stoppt also und wird steif. Dabei sollen die Bewegungen
       doch im WingTsun unbewusst „geschehen“!
8.    Wenn der Gegner steif wird und stoppt, dann wird man selbst auch steif und stoppt.

Diese acht Gründe haben mich dazu gebracht, die traditionellen Trainingsmethoden wissenschaftlich zu hinterfragen. Die Ergebnisse und die Lösung erfahrt Ihr in meinem nächsten Buch mit dem Arbeitstitel „Die Logik des Kämpfens“, das hoffentlich im Sommer fertig wird. Ohne Fotos liegen jetzt schon 270 Seiten im DIN A4-Format bereit.

Euer SiFu/SiGung
Keith R. Kernspecht