EWTO

Offener Goodwill-Brief an ehemalige EWTO-Lehrer und nun Mitbewerber

Liebe/r ehemalige/r EWTO-Lehrer,
in der besinnlichen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich auch an Dich/Euch gedacht.

Egal, aus welchen Gründen Du nicht mehr im Verband bist, wir werden über die „EWTO“ hinaus immer miteinander verbunden bleiben durch die Übermittlungskette einer Tradition: als SiFu und Todai bzw. als SiGung und Tosuen!

Das endet nicht mit dem Ausscheiden aus einem Verband und nicht mit dem Tod.

Unser familiäres Verhältnis von SiFu und ToDai bzw. SiGung und ToSuen ist durch Deinen Austritt nicht getrübt worden: Ich habe mich von Dir immer als Person und Lehrer wertgeschätzt gefühlt.

Du hast meine Lehre aufgenommen, es in ihr bis zum Lehrer oder gar Meister gebracht und Deine eigene Schule gegründet, in der Du Deinen eigenen Weg gehst, der dadurch entsteht, dass Du ihn gehst und ihn durch Deine Erfahrungen und Lebenseinstellungen prägst.

Ich bin in erster Linie Lehrer und stehe auch mit ehemaligen Schülern im Dialog, die – aus den verschiedensten Gründen – nicht mehr unserem Schulverband angehören.
Wenn frühere Mitglieder auch nach dem Austritt ihr gutes Benehmen nicht ablegen wie das alte EWTO-T-Shirt, sondern sich ehrenvoll und anständig verhalten, gehören sie weiterhin meiner Familie an.
Wir marschieren dann getrennt, aber verbreiten gemeinsam die Botschaft des WingTsun, dass man/frau sich mit Klugheit gegen den Stärkeren verteidigen kann.

In diesen Zeiten ist das Waschen von schmutziger Wäsche bei Trennungen an der Tagesordnung: Kinder besudeln das Andenken ihrer Eltern.

Dass Du nach dem Verlassen der EWTO immer bemüht warst, den Anstand zu bewahren und Dich nicht in den Sog ziehen zu lassen, ist heutzutage alles andere als üblich!

Du erlebtest nach Deinem Ausscheiden, dass Unwahrheiten, Halbwahrheiten, aus dem Zusammenhang Gerissenes und vage Andeutungen gegen Dich verbreitet wurden.

 

„Wir“ und „die anderen“

Wenn jemand eine Gruppe verlässt – egal weshalb – , stellt er damit die Gruppe in Frage, in der Folge grenzt sich diese ab: „wir“ und „die anderen“.

Alles, was der andere macht, wird dann negativ bewertet.

Ein – leider – normaler Prozess, hinter dem Du aber mitnichten eine Strategie sehen solltest.
Dass „man“ so etwas trotz aller Vernunft immer wieder „persönlich“ nimmt, kenne ich auch von mir selbst.

 

Aber die Harke schlägt uns an den Kopf ohne Böswilligkeit.

Alles, was uns im Leben geschieht, hat weniger mit den Ereignissen zu tun, als mit unseren Reaktionen auf sie.
Unsere Mitmenschen sind wie wir, und ohne an sich zu „arbeiten“, haben sie kaum eine Wahl des Handelns:
Sie reagieren manchmal nicht nur darauf, wie Du Dich als neuer Konkurrent verhältst. Sie gehen davon aus, dass Du zu unlauteren Mittel greifen wirst, und kommen Dir möglicherweise in vorauseilender Notwehr zuvor.

Vielleicht denkst Du, ich müsste als Verbands-Leiter von all den kleinen und großen empfundenen „Respektlosigkeiten“, mit denen Du seit Deinem Austritt durch ehemalige Schüler und Kollegen konfrontiert wirst, wissen oder sie sogar fördern.

Aber das ist nicht der Fall!

Auch in Deiner eigenen noch wachsenden Schule oder Deinem jungen Verband können und werden täglich Dinge passieren, die nicht zu Dir dringen.

 

Ich freue mich, dass Deine Schulen nun wachsen und dass Du Deine eigene Art der Lehre zum Ausdruck bringen kannst.

Ich will nicht, dass jemand mutwillig gegen Dich irgendwelche Schmähungen in die Welt setzt. Jeder sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und dem Negativen keinen Raum schaffen.

Dass Konkurrenzsituationen häufig Prozesse auslösen, die sich gegenseitig aufschaukeln, weiß ich allerdings aus Erfahrung. Die Dinge gewinnen eine Eigendynamik, vor der der Gutherzigste oft nicht gefeit ist. Und man braucht viel Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle, um sich – wie Du es geschafft hast – nicht mitreißen zu lassen in den Strudel der Negativität.

Erhalte Dir diese Gelassenheit, gehe unbeirrt Deinen Weg. Bleibe authentisch Du selbst. Unterrichte Deine Schüler im ehrlichen Bemühen, ihnen etwas beizubringen, und hilf ihnen auf ihrem Weg.

 

Verzeihe Deinen Widersachern und Quälgeistern ihr mechanisches und unbewusstes Tun, und uns, mir und Dir auch!7

 

Ein schönes neues Jahr 2013!

 

Dein alter SiFu bzw. SiGung
Keith R. Kernspecht

 

PS: Dieser Brief ist an alle meine anständigen Ex-Todais oder -Tosuens gerichtet, auf die die obige Beschreibung passt.
Als einige Beispiele für diese fallen mir Erwin Kastl, Heinrich Pfaff, Bernd Wagner (†), Peter Maull ein – und aus der jüngsten Vergangenheit Alfred-Johannes Neudorfer, der nun seit zwei Jahren seinen eigenen Weg geht.