WingTsun

Sensory Awareness zeigt Wirkung

EWTO-Hauptquartier Heidelberg, Samstag, 12.03.2011, 11:00 Uhr: Sascha Rimasch beginnt mit einem kleinen Kreis von sechs Teilnehmern das Seminar mit dem Thema Sensory Awareness. Alle sind gespannt und neugierig darauf, was der Tag bringen wird.

„Du musst alles vergessen, was du bisher gelernt hast und du musst bereit sein, Schmerzen zu ertragen.“

Dies war die Antwort der Lehrerin von Sascha Rimasch auf seine Frage, was er tun müsse, um von ihr zu lernen. Eine Antwort, die man oft in Geschichten über alte, asiatische Geisteswissenschaften und/oder Kampfkünste liest.

Auch die Geschichte, die Sascha über die Aufnahme seiner Lehrerin bei wiederum ihrer Lehrerin berichtete, erinnert an solche Überlieferungen. Sie musste mehrmals anreisen und wurde immer wieder fort geschickt, um letztendlich doch für ihre Hartnäckigkeit als Schülerin akzeptiert zu werden.

Alles vergessen, was Du bisher gelernt hast …

Natürlich neige auch ich dazu, zu vergleichen; im Hinterkopf hatte ich den Gedanken: „…das ist doch so ähnlich wie die Methode XY, oder?“

Dinge zu tun, sich darauf einzulassen und zu schauen/fühlen, was passiert, bedeutet Vertrauen zu haben und furchtlos zu sein.

Themen wie

•  Spontan und mühelos handeln
•  Eigene, steife Vorstellungen auflösen
•  Tun was vor der Nase liegt
•  Den Geist zu beruhigen, das „Karussell der Gedanken“ zum Stillstand bringen
•  Störende Gefühle umwandeln
•  Den Geist mit positiven, nützlichen Gedanken beschäftigen
•  Enge in Körper und Geist durch Raum ersetzen
•  Jederzeit bereit sein, wie ein Tiger aufzuspringen
•  Im Hier und Jetzt verweilen
•  Vom „Entweder-oder“ zum „Sowohl-als-auch“ kommen

kamen mir bei den Körperübungen und Erklärungen von Sascha in den Sinn. Themen, die ich wiedererkannte, die auch Themen des Geistestrainings mittels Meditation in einer der Praxislinien der vier großen Linien des tibetischen Buddhismus sind.

Ich habe den Eindruck, dass mit Sensory Awareness die o.g. Themen durch Körperübungen bearbeitet werden – also eine Herangehensweise, die über die praktische Arbeit am Körper den Geist entwickeln soll.

Apropos Praxis

Eines der bemerkenswertesten Dinge in diesem Kursus mit Sascha war für mich die Tatsache, dass wir diese beiden Tage nutzen sollten, um die Übungen zu praktizieren und nicht, um über die Theorien dahinter zu diskutieren; was natürlich die einzige Möglichkeit darstellt, um Resultate zu erzielen. Neudeutsch: „Learning by Doing“.
Von Vorteil war die kleine Gruppe von sechs Teilnehmern. Interessant war auch die Tatsache, dass Sascha niemals vorgab, welche Resultate eine bestimmte Übung bringen sollte. Jeder Teilnehmer sollte ohne Erwartung und Vorstellung mitmachen und konnte anschließend erzählen, was dabei erlebt worden war. Sascha bewertete diese individuellen Erlebnisse und Gefühle auch nicht als ‚richtig’ oder ‚falsch’.

Wie wir als WT-Praktizierende wissen, bringt nur die unermüdliche Wiederholung von Bewegungen Resultate.
Ich denke, dass durch das weitere Praktizieren dieser Sensory-Awareness-Übungen sich ebenso die entsprechenden Resultate zeigen, wie sie sich auch bei der Meditation durch ständiges Training des Geistes nach und nach Resultate erzielen lassen.

Zu den Übungen

Ohne zu verraten, in welcher Weise Sascha mit den Leuten arbeitet – ich möchte ja nicht, dass Ihr mit festen Vorstellungen in seinen Kursus geht – kann ich sagen, dass die Arbeit mit einem Besenstiel für mich, der ich außer WingTsun auch das Newman-Escrima betreibe, eine völlig neue (Schmerz)-Erfahrung war …

Ein direkter Erfolg

Einen schnellen Erfolg konnte ich direkt im Anschluss an den Kursus auch verbuchen:
Ich habe seit vielen Jahren immer wieder Probleme mit der Halswirbelsäule, die ich bisher nie in den Griff bekam. Auf der Rückfahrt nach Hause spürte ich plötzlich eine Beweglichkeit und Entspannung, wie ich das seit Jahren nicht mehr gefühlt habe. Ein Gefühl, als ob alles im Nackenbereich sich wie frisch geölt und wie auf Luftkissen bewegen lässt.
Ich habe diesen Zustand der Muskulatur bisher weder durch Einrenken noch durch Massagen erreichen können. Das Gefühl hielt  ca. zwei Tage an. Ich werde die Übung, die diesen Effekt bewirkte, weiterhin praktizieren und bin neugierig auf weitere Übungen, da mich noch ein bis zwei andere „Zipperlein“ plagen, die ich beheben möchte.
Ich habe das Gefühl, dass die Arbeit mit diesen Übungen einen positiven Effekt auf mein gesamtes WingTsun haben wird – insbesondere auf das neue ReakTsun-Programm meines SiFus, GM Keith R. Kernspecht.

Text und Fotos: Sifu Jürgen Pottiez, Karlsruhe

PS:
Wer jetzt fest entschlossen ist, einen Sensory-Awareness-Lehrgang zu besuchen, der kann sich gleich für den nächsten, am 14./15. Mai in Kassel stattfindenden, im Headoffice anmelden.