Editorial

Selbstverteidigen hat mit Kampfsport wenig zu tun

Dies ist immer wieder Thema auf Lehrgängen und Seminaren. Und da es für das Verständnis unseres WingTsun und in Folge, wie wir es unterrichten, von essenzieller Bedeutung ist, habe ich es in dem in Kürze erscheinenden Kursbuch für das Innere WingTsun für alle zum Nachlesen auf den Punkt gebracht.

Hier als Vorgucker aufs neue Buch dieses Kapitel.

Viel Spaß beim Lesen
Euer SiFu/SiGung
Keith R. Kernspecht

Selbstverteidigen hat mit Kampfsport nichts zu tun.

Kampfsport folgt immer Regeln, sogar die Ultimate Fighting Championships und Mixed Martial Arts: die wirkungsvollsten, d.h. gefährlichsten „Techniken“ müssen ausgeschlossen sein (vgl. Kampflogik „Praxisband“…).

Sportkampf ist „relativ“ sicher:

  •  Ein Ringrichter passt auf,
  • der Arzt ist nicht weit weg,
  • Waffen werden nicht benutzt und
  • Außenstehende können sich nicht beteiligen.
  • Hinterher droht nicht die Gefahr eines Straf- und eines nicht selten existenzvernichtenden Zivilverfahrens.

Man lernt sich dabei nur gegen solche Angriffe zu verteidigen, die der gelernte Kampfsportstil selbst verwendet:
Benutzt er selbst z.B. keine Haken, weiß man sich gegen Haken nicht zu verteidigen.

Die meisten Kampfsportarten sind für die Selbstverteidigung zu einseitig:

  • nur Boxen
  • nur Schlagen und Treten
  • nur Ringen bzw. Grappling
  • hauptsächlich Bodenkampf
  • nur aufrechtes Ringen
  • kein Waffen- und Anti-Waffentraining

Aber das Wichtigste, das fehlt, ist die unbedingt zu erlernende Fähigkeit, nicht unter- und nicht überzureagieren.
Wir müssen im Unterricht lernen, angemessen – d.h. abgestuft – zu handeln: durch reine Präsenz & Blick, Sprache, Berühren, Kontrollgriff/Schmerzbereiten, leicht bis schwer Verletzen usw.
Um die zur Verfügung stehenden Mittel verhältnismäßig einsetzen zu können, muss man trotz Stress genau hinschauen und hinhören, was wirklich Sache ist.
Eben dies lehren die in diesem Kursbuch genannten Methoden des Chan (Zen).

(Auszug aus: Kursbuch: Inneres WingTsun)