BlitzDefence

An der Tür mit BlitzDefence

„In all deinen Schlachten zu kämpfen und zu siegen ist nicht die größte Leistung. Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen." Sunzi – Die Kunst des Krieges

Mein Interesse an diesem Thema ist ein rein berufliches. Seit 1993 arbeite ich als Türsteher sowie im Veranstaltungsbereich. Es handelt sich nicht um sogenannte „harte Türen", wie sie etwa in Geoff Thompsons „Die Tür" oder von Karl Koch „Karl v. der Küste" beschrieben wird. Meine nächtlichen Jobs sind eben sowenig Türen von „Etablissements" aus dem Rotlicht-Milieu.
Die Türen, an denen ich arbeite sind von Techno-, Hip Hop oder anderen Clubs, die von einem Publikum besucht werden, das zwischen 16 und 35 Jahre alt ist und im typischen Berliner Clubleben anzutreffen ist. Es handelt sich um „normale Menschen" von nebenan, die am Abend etwas „besonderes erleben" möchten. Zu diesem Besonderen gehören nebenbei Anpöbeleien, aggressives Verhalten und die Bedrohung anderer Gäste bzw. des Clubpersonals. Um die Wichtigkeit einer wirkungsvollen Selbstverteidigung zu untermauern, schildere ich einige meiner Erfahrungen mit bestimmten Personengruppen, die unangenehm bis aggressiv in „meinen" Clubs auftreten. Ich will in dieser Arbeit erörtern, wie man anhand des 4. BlitzDefence-Programmes potentiell gewalttätige Situationen an der Tür meistern kann.

Geoff Thompson und Karl Koch

Zum Thema Tür habe bis auf die Bücher von Geoff Thompson und (nun auch) Karl Koch nichts in den Buchläden und Bibliotheken gefunden. In meiner Arbeit beziehe ich mich nach längerer Überlegung vorrangig nicht auf diese beiden Autoren, die jeweils über die Tür bzw. die Arbeit im Club geschrieben haben. Ich versuche sie jedoch an den passenden Stellen zu berücksichtigen.

Das hat folgende Gründe:
Geoff Thompson hat an einer „Harten Tür" gearbeitet, an der er mit einer ganz anderen Zielgruppe zu tun hatte, als ich es habe. Vielleicht kommt noch eine spezielle britische Mentalität hinzu, die in seinen Beschreibungen wiederzufinden ist.
Aufgrund dieser sehr unterschiedlichen Bedingungen (englische Kleinstadt mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Gewaltschwelle, „spezieller" Club, etc.) hat Geoff Thompson auch eine spezielle Methode der Türsteherei entwickelt. Besonders deutlich wird es im fünften Kapitel seines Buches „Die Tür". Die dort beschriebene Herausforderung wird von mir auch, jedoch sehr selten, angewendet. Den Schubs setze ich selten ein, weil der Gegenüber schon ein paar Mal auf der Fahrbahn gelandet ist (zu hohes Verletzungsrisiko) und die Ohrfeige provoziert eine vorschnelle Anzeige wegen Körperverletzung. Hinzu kommt seine Aussage: „Viele, die ich zunächst geohrfeigt habe, musste ich dann doch noch zusätzlich verhauen."
Weder betrunkene Soldaten, Seeleute, Zuhälter noch die „schweren Jungs" verkehren an meinen Türen.

Geoff Thompson beschreibt in seinen vielen Beispielen, wie schnell er in eine hohe Eskalationsstufe geraten ist. Anhand dieser Beispiele finde ich mich nur sehr wenig wieder, wenn ich auf meine Anforderungen der Türsteherei bzw. die Gäste der Clubs blicke, in denen ich arbeite. Vieles seiner Einschätzungen über das Verhalten an der Tür kann ich jedoch im übertragenen Sinn teilen. So z.B. die Aussage: „Jede einzelne Situation, mit der man konfrontiert wird, erfordert eine andere Lösung, und gerade, wenn man meint, die Sache endlich in den Griff zu bekommen, entsteht plötzlich eine neue Situation, die alles wieder in Frage stellt." (S. 32)
Genauso wie Geoff Thompson habe ich Karl Koch am Lehrgang „25 Jahre EWTO" in Hockenheim miterlebt. Auch er hatte es seinen Ausführungen nach mit einer ganz anderen Klientel bei seiner Arbeit zu tun. Interessant finde ich bei Karl Koch u.a. seine Handlesekunst und Fähigkeit, den Gegner sowohl mit links als auch mit rechts k.o. zu hauen.
Sein Buch lag mir zum Zeitpunkt dieser Arbeit aber noch nicht vor.
Beiden Autoren ist zu verdanken, dass sie die Problematiken von Türstehern öffentlich diskutieren. Es gibt kaum Fürsprecher, geschweige denn eine Gewerkschaft für Türsteher in Deutschland. Natürlich existieren in meinem Beruf viele „schwarze Schafe", die dem Ruf schaden. Erfolgreiche, das heißt deeskalierende, professionelle Türsteher bekommen nur sehr selten Zuspruch. Geoff Thompson schreibt: „Die meisten Türsteher, mit denen ich gearbeitet habe, waren gute Türsteher. Die schlechten Türsteher, die selbstherrlichen Typen, die andere gerne einschüchtern, sind nur zum Teil für den schlechten Ruf verantwortlich, den wir alle zu haben scheinen" (S. 29). Das kann ich nur bestätigen.

Eigene Erfahrungen

In den vergangenen 10 Jahren war ich an folgenden Türen gearbeitet: SO36, Tommy Haus, Weiße Rose, Casino, Kulturbrauerei-Kesselhaus, Kulturbrauerei-Palais, WTF, Icon Club, Mudd Club, Apollo Lounge, Arena, Tempodrom, Altes Kaufhaus, Jaam, Huxleys Neue Welt sowie auf zahlreichen Konzertveranstaltungen verschiedenster Musikrichtungen.

In der Regel stehe ich zu zweit an der Tür bei 400 bis 500 Gästen im Club. In anderen Fällen arbeite ich bei größeren Veranstaltungen mit bis zu 10 Türstehern. Bei selteneren Großveranstaltungen sind es bis zu 30 Security-Mitarbeiter. Wir sind für eine gewaltfreie, friedliche Veranstaltung (mit-)verantwortlich. Ferner müssen wir die Gäste nach mitgebrachten Getränken, Filzern, Sprühdosen, Waffen und illegalen Drogen kontrollieren. Wer sich nicht kontrollieren lässt, kommt eben nicht in den Club.

Was wir per Gesetz nicht dürfen, ist:

* Jemanden gegen seinen/ihren Willen anfassen
* Bei jemanden gegen seinen/ihren Willen eine Taschenkontrolle durchzuführen
* Außerhalb des Clubs das Hausrecht vertreten

Was wir per Gesetz dürfen ist:

* Ein Hausverbot aussprechen
* Die Polizei alarmieren
* Flüchtente potentielle Straftäter festhalten, nachdem die Polizei alarmiert wurde
* Den Notwehr- bzw. Nothilfeparagraphen anwenden

Anhand einiger Beispiele möchte ich einige meiner eigenen Erfahrungen vorstellen, wie ich sie im Laufe der vergangenen 10 Jahre an der Tür gesammelt habe. Anhand dieser Erlebnisse und im Zusammenhang mit WT habe ich Strategien entwickelt, mit bestimmten schwierigen Situationen an der Tür umzugehen. Im späteren Kapitel werde ich das BlitzDefence-Programm zu den vorgestellten Typen besprechen.

Ich unterteile diese Ausführungen in zwei Bereiche: vor der Tür und im Club. Weiterhin will ich bestimmte Stereotypen von provozierenden Gästen aufzählen, wie sie mir immer wieder begegnen.

Vor der Tür

In der Regel ist die Arbeit des Türstehers vor der Tür eine größere Herausforderung als im Club. Wenn man es hinbekommt, alle potentiellen Störer im Vorfeld den Einlass zu verweigern, entstehen automatisch weniger Konfliktsituationen im Club. Von daher stelle ich den Bereich vor der Tür als erstes dar und will die einschlägigsten Gruppen von Störenfrieden und Schlägern vorstellen.

Die Quasselstrippe

Meistens handelt es sich um Minderjährige, die sich beim Einlass an der Tür nicht ausweisen können oder wollen. Sie versuchen den Türsteher mit allen erdenklichen Mitteln zu überzeugen, dass sie gewährt bekommt.
Für den Türsteher stellt diese Verhaltensweise eine Schwierigkeit dar, weil sie nicht leicht abzuweisen sind, eine tendenziell schlechte Stimmung unter den anstehenden Gästen verbreiten und im angetrunkenen Zustand vor dem Club randalieren.
Vermeiden sollte man im Sinne des zweiten WT-Kraftzsatzes „Mach Dich frei von der Kraft des Gegners", sich von deren Emotionen anstecken zu lassen und ihnen dies zu signalisieren. Solche Leute empfinden es als persönliche Schmach, an der Tür abgewiesen zu werden und wollen gegenüber den anderen Anwesenden nicht diese „Schmach" zur Schau stellen. Lautes Argumentieren, Randalieren und wichtigtuerisches Auftreten benötigen sie, um ihr Gesicht zu wahren. Ich selbst begegne diesen Leuten auf der rein formalen, juristischen Ebene. Je weniger man sich von diesen Leuten emotional aus der Reserve locken lässt, umso eher gehen sie weg. Wenn sie den Einlass blockieren, schiebe ich sie höflich, sachlich und bestimmt vom Eingang weg. Im weiteren Eskalationsfall spreche ich von der Polizei, die ich rufen werde. In den allermeisten Fällen ist diese Strategie erfolgreich. Wenn nicht, dann haben wir es mit einem anderen Typen zu tun, als er hier beschrieben ist.

Der Schnorrer

Es gibt den „guten" und den „bösen" Schnorrer.
Der „gute Schnorrer" ist auf Schnäppchen, d.h. verbilligten Eintritt, aus und gibt sich mit klaren Aussagen zufrieden. Der „böse Schnorrer" gibt sich damit nicht zufrieden. Er ist beharrlicher und versucht, dem Türsteher ein schlechtes Gewissen einzureden. Er wechselt schnell auf die persönliche Ebene. Sie schimpfen über den Club und die Gesellschaft und möchten dich dadurch von deinem „schlechten Gewissen" entlasten, in dem du ihnen Einlass gewährst. Manchmal besitzen diese Schnorrer genügend Geld, wollen sich aber untereinander einen Wettkampf veranstalten, wer für weniger Geld in den Club kommt als andere. Der Türsteher muss das ausbaden. Sobald es aber seitens des Türstehers Anzeichen von körperlicher Gewalt gibt, suchen sie das Weite. Falsch wäre es, (wenn von der Geschäftsleitung nichts anderes angeordnet wurde) ihnen nachzugeben. Ebenso verkehrt wäre es, mit ihnen die persönliche Ebene einzugehen. Ich signalisiere dem „bösen Schnorrer", dass ich auch böse sein kann, sobald er nicht aufhört zu argumentieren. In absolut seltenen Fällen eskaliert es zur körperlichen Auseinandersetzung.

Das Drogenopfer

Vor den Clubs, in denen ich gearbeitet habe bzw. arbeite, tauchen immer wieder zwei Gruppen sogenannter Drogenopfer auf: ältere Männer, die augenscheinlich nicht zum üblichen jüngeren Publikum passen und als „Alkoholleichen" auftreten. Sie ähneln obdachlosen Betrunkenen (ohne diese Gruppe diskriminieren zu wollen) und verhalten sich bierselig, kameradschaftlich, aufdringlich. Die zweite Gruppe sind junge Leute, die alle möglichen (modernen) Drogen eingenommen haben. Sie sind so dicht, dass sie vergessen haben, wie eine Türklinke funktioniert. Ihre Wahrnehmung ist zu 90% eingeschränkt. Von den „normal" Betrunkenen spreche ich hier nicht. Sie sind so alltäglich und gruppenübergreifend, dass sie hier nicht erwähnt werden müssen.

Die erste Gruppe kann für einen zu freundlich auftretenden Türsteher ziemlich anstrengend werden. Jede kleine nette Geste wird als Zeichen der großen Freundschaft gewertet. Die Zweite Gruppe verhält sich wie ferngesteuerte Roboter, die immer wieder Einlass haben wollen. Sie nehmen zwar Worte auf, verstehen aber deren Bedeutung nicht. Den älteren Herren gegenüber verhalte ich mich sehr ehrlich und sage ihnen, dass ich nicht an ihrer Redseligkeit interessiert bin. Ich weise sie schnell ab.
Die zweite Gruppe „ferngesteuerter Roboter" muss man mehrere Male abweisen und versuchen, auf ihre Begleiter einzuwirken (insofern diese ansprechbar sind). Im Eskalationsfall brechen sie kurz vor einer körperlichen Auseinandersetzung vor der Tür zusammen und man muss den Notarzt alarmieren. Von beiden Gruppen geht nur in seltensten Fällen eine körperliche Bedrohung aus.

Der Poser

Der Poser regt sich entweder über den Eintrittspreis auf, drängt sich anderen Leuten als Helfer auf oder prahlt mit seiner Aggressivität. Ein Poser steht dem Türsteher meist im Wege, um dadurch dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Er macht sich einen „Thrill" daraus, den Türsteher durch indirekte Gesten zu provozieren. Sobald er angesprochen wird, fühlt er sich „bedroht". Das rechtfertigt für ihn die „Gegenwehr". An dieser Stelle kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen. Auch bei Geoff Thompsons „Die Tür" taucht dieser Typ Poser auf; nur in einer verschärften Variante.
Dem Poser gegenüber darf man nicht auf dessen Beleidigungen eingehen. Auch vom ganzen Körperverhalten dürfen ihm keine Angstsignale gesendet werden. Wie beim gefährlichen Schläger bei Geoff Thompson (S. 40) sollte man vermeiden, Ihnen Einlass zu gewähren, um dann zu hoffen, dass sie dadurch beschwichtigt und dem Türsteher wohlgesonnen sind. Den Ärger hat man dann im Club im großen Rahmen als besser vor der Tür im überschaubaren Bereich. An dieser Stelle wende ich – wie auch Geoff Thompson – den Schubser an. Man muss ihm kurze klare, sachliche Anweisungen geben, den Club zu verlassen. Oft überzeugt ein selbstbewusstes, sachliches Auftreten, um den Poser den Wind aus den Segeln zu nehmen. In anderen Fällen muss er eben die körperlichen Konsequenzen ziehen. In den Clubs, in denen ich arbeite, begegne ich pro Abend mindesten einen oder zweien dieser Sorte. Glücklicherweise stellen solche Leute die Minderheit dar.

Gruppe unerwünschter Gäste

Meistens sind es zwischen vier bis zehn jungen Leuten, die vor der Tür andere Gäste belästigen und randalieren. Der Eintrittspreis ist ihnen zu hoch und sie sind oft zu jung, um eingelassen zu werden. In den letzten Jahren ist es verstärkt bei Berliner Türstehern aufgefallen, dass in derartigen Gruppen schmerzstillende Medikamente konsumiert werden, die aggressiv machen und das Schmerzempfinden einschränken.
Ihr Verhalten ist für den Club geschäftsschädigend und den Gästen gegenüber bedrohlich oder gefährlich. Sobald man mit ihnen in Kontakt tritt, steht einem ausgerechnet der körperlich Kleinste/Schwächste der Gruppe als aggressivster Gegner gegenüber. Wenn sie sich den Türstehern überlegen fühlen, versuchen sie den Club zu stürmen.
In den letzten zwei oder drei Jahren hat sich der Trend unter diesen Gangs durchgesetzt, das Strafgesetzbuch für ihre Zwecke einzusetzen. Kommt man ihnen zu nahe, alarmieren sie umgehend die Polizei und erstatten Strafanzeige. Das hat sich bei sehr vielen Gangs in Berlin als Tipp herumgesprochen. Man darf sie nicht in den Club einlassen, weil sie ihr Verhalten im Club fortsetzen. Ignorieren sollte man sie ebenso wenig. Man sollte sich nicht inmitten dieser Gruppe positionieren (siehe WT-Programm 10). Weder Ängste, Unsicherheiten noch andere Angstsignale dürfen dieser Gruppe gegenüber gezeigt werden. Diesen Gruppen gegenüber trete ich freundlich, grenzziehend und ruhig auf. Ähnlich wie Geoff Thompson es in seinem Buch „Die Angst" beschreibt, befindet man sich bereits im roten Eskalationsbereich, sobald man mit ihnen in Kontakt tritt. Erfolgreich ist es, wenn man es schafft, ihnen eine klare Grenze zu setzen und ihnen konstruktiv einen Alternativvorschlag unterbreitet, wo sie sich sonst noch aufhalten können.

Im Club

Im Club kommt es meist zu späterer Stunde zu Konfliktsituationen. Manche Gäste sind entweder mit der Musik, den Getränken, den anderen Gästen, dem Personal oder mit sich selbst unzufrieden. Das äußert sich bei den einen in „kreativen" Sprühereien in den Toiletten oder in Gängen und sogenannten „taggen" – mit dicken Permanent-Marker persönliche, unleserliche Signaturen hinterlassen (in der Tierwelt spricht man vom Reviermarken setzen). Bei den anderen äußert sich die Unzufriedenheit in zudringlichen, aggressivem Verhalten, das auch körperlich werden kann. Im Club ist es immer schwieriger, Streits zu schlichten oder Gäste herauszubefördern als vor der Tür. Viele räumliche Hindernisse, Zeugen und andere Schläger sorgen für viel Spannung bei der Arbeit.

Die Tagger & Scratcher

Beides sind Spezies, die aus der Hip Hop Bewegung hervorgegangen sind. Sie sind wahrscheinlich die Nachfolger der Graffity-Sprayer, denen die Spraydosen zu umständlich geworden sind und die sich immer noch in den Clubs verewigen möchten.
Tagger malen mit dicken Filzern („Eddings") und Scratcher kratzen in Spiegel- und Fensterscheiben sowie in Lackbeschichtungen. Für jeden Clubbesitzer stellen sie eine finanzielle Belastung wegen Sachbeschädigung dar. Erstaunlich ist, dass es nicht etwa 13-Jährige sind, sondern in der Mehrzahl zwischen 18 bis 26 Jahre männlichen und weiblichen Geschlechts.

Meistens haben sie kein schlechtes Gewissen. Körperliche Auseinandersetzungen mit ihnen sind sehr selten. Vermeiden sollte man es, bei den Taschenkontrollen und Leibesvisitationen die Marker und anderen Malwerkzeuge durchgehen zu lassen. Werden sie von mir erwischt, müssen sie entweder Schadensersatz zahlen, den Schaden selbst beheben oder die Polizei alarmieren und Anzeige wegen Sachbeschädigung erstatten. Erfahrungsgemäß entfernen sie es dann selbst, während einer vom Personal die Reinigungsaktion überwacht.

Der Anbaggerer

Diese Kandidaten treten zumeist alkoholisiert und zu späterer Stunde auf. Es sind Männer, die sich Frauen auf unangenehme Weise nähern. Manchmal tauchen sie als zweier- oder dreier Gruppe auf, manchmal alleine. Charakteristisch ist ihr übertriebenes Machoverhalten. Vermeiden sollte man von Beginn an eine zu hohe Eskalationsstufe. Diesen Leuten gebe ich höchstens noch eine Chance, ihr Verhalten zu ändern, bevor ich sie vor die Tür bitte.
Etwa 80% der Anbaggerer entschuldigen sich bei mir (nicht wirklich bei der Frau) für ihr Verhalten. 10% von ihnen verlassen schimpfend den Club. Die restlichen 10% werden rückfällig und werden von mir vor die Tür gesetzt. Gewalttätig wird nur diese letzte Gruppe der Anbaggerer.

Die Leiche

Die Leiche im Club ist eine andere als die o.g. vor dem Club. Sie tritt zur späten Stunde, durch Drogen ermüdet, auf und sucht sich ihren Schlafplatz im Club. In manchen Fällen hinterlassen sie „semiorganische Bodeninstallationen" (d.h. sie übergeben sich). Leichen sind alters- und schichtenübergreifend anzutreffen. Man sollte solche Leute nicht zu grob wecken oder einfach heraustragen. Ich spreche Leichen an, bevor ich sie versuche, sanft zu wecken. Dazu drücke ich ihnen die Fingerspitzen. Das ist eine sehr sichere Methode, sie sanft und ohne Aufsehen aufzuwecken. Werden sie dadurch nicht wach, ist Erste Hilfe notwendig bzw. der Notarzt zu rufen. Eine Gefahr geht in der Regel von ihnen nicht aus. Dafür sind sie zu müde.

Die Streithähne

Es sind meistens und im besten Fall zwei Kontrahenten, die sich streiten. Andernfalls handelt es sich um eine Gruppe/Gang, die die Gäste schikaniert. Das Alter liegt bei diesen Männern bei 18 bis Mitte 20 Jahre. In seltenen Fällen sind es Frauen, die z.B. andere aus vorgeschobenen Gründen provozieren. Sämtliche Schlägerrituale vom „falschen Gucken" bis zum Anrempeln tauchen hier auf. Unangebracht ist es für einen Türsteher, Partei zu ergreifen, den Überblick zu verlieren, niemanden zur Unterstützung dabei zu haben. In solchen Fällen ist es wichtig, den Überblick zu wahren. Falls es einen einzelnen Kontrahenten (gegenüber Zweien oder Mehrerer) gibt, ist es vorteilhaft diesen zu isolieren während der andere Kontrahent von jemand anderem beruhigt wird. Sofortiger Platzverweis ist notwendig, wenn sich die Situation nicht entspannt.
Meistens richtet sich die Aufmerksamkeit beider Kontrahenten nicht auf den Türsteher, da sie beide stark aufeinander fixiert sind. Ein außenstehender Schlichter wird oftmals gerne als Chance gesehen, wenn beide hoch pokern und unbeschadet aus der Situation herauskommen möchten. Generell werden beide vor die Türe gebeten. Wenn es ein Opfer gibt, wird der Aggressor entfernt. Eine Anzeige kann nur vom Opfer gestellt werden.

Die schlechten Gäste

Das sind Besucher, die ihre Unzufriedenheit entweder mit der Musik, den Getränken, den anderen Gästen, dem Personal oder mit sich selbst zum Ausdruck bringen möchten und sich deshalb aggressiv und provozierend an das Clubpersonal oder an das Inventar wenden. Man findet sie auch am Ende der Veranstaltung als letzte Gäste, die den Club nicht verlassen möchten. Das sind: meistens Männer, von 18 bis Anfang 40. Bei den „schlechten Gästen" versuche ich möglichst, den Körperkontakt zu vermeiden.
Ganz im Sinne der ersten drei BlitzDefence Programme setze ich klare Grenzen und kann mir erlauben, den Gast aus dem Club zu befördern, ohne dass ich von ihm aus eine Angriffs-Aktion abwarten muss. Auch ein längerer Dialog sollte vermieden werden; vielmehr sollen sie alle paar Minuten eine klare Ansage bekommen, dass der Club bald schließt und sie bitte die Räumlichkeit zu verlassen haben. Juristisch gesehen müsste ich in diesem (wie auch in anderen o.g. Fällen) die Polizei rufen, um das Hausrecht durchzusetzen. Es ist aber auch möglich, ihnen das auf andere Weise zu vermitteln.

Zusammenfassung

Nach den oben genannten Fällen werden folgende Anforderungen an mich als Türsteher gestellt: bei der Quasselstrippe brauche ich Bestimmtheit und Coolness. Beim Schnorrer ist benötige ich im Vorfeld das Gespür dafür, ob es sich um einen höflichen Fragesteller oder um einen penetranten Schnäppchenjäger handelt.
Dem Drogenopfer gegenüber benötige ich Einfühlungsvermögen, Seriosität und Erfahrungswerte, wie mit Drogenkonsumenten umzugehen ist. Beim Poser brauche ich die nötige Gelassenheit, Durchsetzungsfähigkeit und Selbstsicherheit, um nicht auf dessen Provokationen einzugehen. Der Umgang mit der Gruppe unerwünschter Gäste setzt Erfahrungen mit Gruppen und schmerzstillenden Medikamente voraus.
Im Club benötige ich im Umgang mit Taggern und Scratchern ein Wissen über die Hip Hop-Kultur und eine Achtsamkeit auf scheinbar nebensächliche Schauplätze wie das WC oder Gänge.
Beim Anbaggerer benötige ich eine Sensibilität, um Belästigungen gegenüber Frauen wahrzunehmen. Man muss die richtige Sprache gegenüber dem Anbaggerer finden.
Bei der Leiche ist es wichtig, ein paar Methoden zu kennen, um Leute sanft aufzuwecken.
Die Streithähne ist eine genaue Wahrnehmung und gute Situationseinschätzung erforderlich. Man muss den Überblick behalten können. Sachlichkeit, Distanz und Coolness benötige ich bei den „schlechten Gästen".

In fast allen geschilderten Fällen muss ich mit unerwarteten Angriffen rechnen und mich körperlich behaupten können. Wie schon anfangs erwähnt, handelt es sich bei den geschilderten Personengruppen um Stereotypen. Manchmal gibt es auch Mischformen. Es ist hilfreich, solche Stereotypen sofort zu erkennen und das passende Verhalten einzusetzen. Auch in der psychologischen Fachliteratur tauchen die Verhaltensweisen der o.g. Personengruppen als Beispiele für Aggressivität auf.

Nach Weingarten und Willms ist Aggressionsverhalten ein natürliches Verhalten, das angeboren ist. Sie sprechen im Falle zweier streitender Kleinkinder beim Aggressor von einem anstarrenden, zähnefletschendem Drohverhalten und einem Schmollverhalten des unterlegenen Kindes. Spannend ist hierbei die angeborenen Ausholbewegung: „oft wird beim Drohen eine Hand wie beim Zuschlagen erhoben, sie kann dabei einen Stock halten". Kinder, die in solch einer Situation weinen, wollen Aggressionen beschwichtigen. Kinder, die dem Unterlegenen etwas zu essen anbieten oder es dann freundlich berühren, wollen die Situation entspannen. (S. 14/15)

Diese Beobachtungen habe ich auch bei allen oben aufgeführten Personengruppen (außer den Leichen) gemacht, sobald sich die Situation zuspitzt. Ich selbst habe oft genug die Beschwichtigungsgeste eingesetzt, sobald die Situation dafür passend war. Meiner Erfahrung nach brauche ich kaum mehr mit einer körperlichen Auseinandersetzung zu rechnen, sobald sich der Kontrahent berühren bzw. aus dem Club herausschieben lässt. Im Grunde genommen handelt es sich bei den meisten aggressiven Gästen um Leute, die nicht mit ihren Ängsten umgehen können. Weingarten/Willms schreiben dazu: „Im allgemeinen verbindet man den Begriff Aggression mit auffälligen Verhaltensweisen der Verletzung und Zerstörung, wie sie Rockergruppen zugeschrieben werden, wenn beim Ehekrach die Tassen fliegen oder wie sie in Taten vorkommen, die als Gewaltkriminalität bezeichnet werden. Die Umsetzung eines aggressiven Impulses in eine verletzende und zerstörende Handlung ist in der Tat eine Möglichkeit, mit der durch Bedrohung entstandenen Angst fertig zu werden."
In mancherlei Hinsicht komme ich mir bei meinem Türjob wie ein Sozialarbeiter vor, der teilweise verstörten und verwirrten Menschen Grenzen setzen muss. Ich muss ihnen immer wieder vermitteln, wie diese Gesellschaft funktioniert und dass es für alle Regeln gibt, die einzuhalten sind. Anders ausgedrückt leiste ich eine Art von kultureller Arbeit an kulturlosen Banausen in kulturellen Orten.

Blitzdefence-4 und Türsteherei

Das BlitzDefence 4-Programm will ich deswegen diskutieren, weil es mir von allen BlitzDefence-Programmen am häufigsten an der Tür erscheint. Rein rechtlich gesehen, darf ich als Türsteher nicht als erster den Gegner anfassen, geschweige denn angreifen. Nur sehr selten wende ich die „Sanften Mittel" an. Vielleicht liegt das an meiner Körpergröße von 173 cm oder an den Gegebenheiten meiner Arbeit. Bei den „Sanften Mittel" muss man sich sehr sicher sein, dass es sich nur um einen Angreifer handelt. Das ist nicht immer klar ersichtlich. Die Gefahr ist bei diesem Programm groß, dass ihm andere zu Hilfe eilen.
Ab und an kommt auch das 10. Schülergrad Programm, Verteidigung gegen mehrere Angreifer, zum Tragen.

Die Vorkampfsituation

Im Gegensatz zu BlitzDefence 1-3, in denen der WT-ler nach gescheiterten Deeskalationsversuchen zuerst angreift, wartet der WT-ler beim BlitzDefence 4, bis er ein eindeutiges Signal des Gegners bekommt, um sich gegen ihn zu verteidigen.
Im Sinne der Farbcodes, wie sie Geoff Thompson in seinem Buch „Die Angst" beschreibt, arbeite ich im Gefahrencode Orange nahe an der Person bei „unspezifischem Alarm".
Folgende Parallelen zum BlitzDefence-4-Programm kann ich feststellen:

In allen oben beschriebenen Fällen/Personengruppen stellt die Vorkampfsituation den wichtigsten Bestandteil der Türsteherei dar. Man braucht eine Strategie an der Tür, die alle möglichen gefährlichen Situationen im Vorfeld abdeckt und Selbstsicherheit gibt.
Ich achte darauf, den Kontrahenten nicht zu berühren und sich auch nicht berühren zu lassen. Gerade bei Körperkontrollen wollen einem die Leute als Übersprungshandlung auf die Schulter klopfen. Das kann für einen Türsteher schon als Abcheck-Test gesehen werden, wie dessen Reaktionen sind. Wichtig ist es hier zu vermitteln, dass man aufmerksam ist und stets die Kontrolle über Gesten und Berührungen besitzt.
Dazu gehört es auch, dass der Kontrollierte auf alle Fälle die Hände unten behält und nicht selbst in seine Taschen greift (es soll keine Gelegenheit gegeben zu werden, eine Waffe zu zücken). Verkrampft sich der Türsteher in einer Bodycheck-Situation, wirkt das unprofessionell und eskalierend.
Schwierig beim Bodycheck ist auch, dass man als Türsteher schnell die Übersicht über die Gesamtsituation verliert, wenn mehrere Gäste zu kontrollieren sind, das heißt, wenn man sich in die Kniebeugen begibt. Es bleibt in diesem Fall nur die Möglichkeit, dem Gegenüber die Beine Wegzuziehen bzw. zwischen die Beine zu schlagen.
An der Tür muss ich immer einen Gesamtblick über die Situation wie beim 10er Programm gegen mehrere Angreifer bewahren. Das heißt, ich muss die Menschen vor der Tür, die Kasse und die Situation hinter meinem Rücken im Auge behalten. Je besser das Türteam eingespielt ist, um so besser verläuft die nonverbale Kommunikation, wenn es brenzlig wird.
Wenn ich keinen Bodycheck mache, stehe ich im Konfliktfall eher eng an den Leuten und versuche dabei stets ,wie beim BlitzDefence 4, die Armpositionen zu kontrollieren.
Während dieser Positionierung muss ich mit dem Gegenüber einen Dialog eingehen und jederzeit mit einem Angriff rechnen. Dabei beginne ich mit ruhiger freundlicher Stimme, die immer lauter und bestimmter wird.
Mit Hilfe der Gestik und der Kommunikation Zeugen einzubeziehen, ist eine Angelegenheit, die in meinem Fall mehr Aufmerksamkeit und Kraft verschlingt, als dass sie eine Wirkung bei den umstehenden Gästen auslöst. Entweder kümmern sich Außenstehende nicht um eine aggressive Situation oder der Türsteher wird sowieso als Buhmann gesehen.
Sobald ich als Türsteher z.B. dem Poser oder dem Streithahn Grenzen setze, signalisiere ich eine Bereitschaft zum Kampf. Es ist nicht unbedingt ratsam, sich in dieser Situation Zeugen zu sammeln!
An diesem Punkt unterscheidet sich die Vorkampfsituation an der Tür mit der, wie ich sie im BlitzDefence-Programm verstehe.

Zum Thema Angst und Adrenalin beobachte ich bei mir, dass ein schneller Adrenalinschub dann entsteht, wenn ich einen bestimmten Menschentypus begegne, den ich intuitiv für besonders aggressiv einstufe. Diese persönliche Einstufung kann ich aber nicht eindeutig einer der oben genannten Gruppen zuordnen. Ich fühle mich in solch einer Situation, als wenn ich mehrere Tassen Espresso getrunken hätte. Meine Aufmerksamkeit ist in diesem Fall um ein Vielfaches gesteigert; ebenso meine Kampfbereitschaft. Nach einer solchen Situation muss ich mein aufgestautes Adrenalin durch viel Bewegung (Rundgänge in und um den Club) loswerden. Dieses Phänomen ist sowohl bei Weingarten/Willms (S. 42) als auch bei Geoff Thompson nachzulesen.

Je mehr Erfahrungen ich mache, umso sicherer gehe ich mit den Situationen um. Das erinnert mich an die „innere Pyramide", wie sie Geoff Thompson in seinem Buch „Die Angst" (S. 83) bespricht.

Die Kampfsituation

In eine Kampfsituation werde ich i.d.R. vom Poser, Streithahn und der „Gruppe unerwünschter" sowie „schlechter Gäste" gebracht. Seltener sind Anbaggerer oder sogenannte Mischformen aus den genannten Gruppen, die Prügeleien provozieren.

Bei den „schlechten Gästen" kommt vielmehr das BlitzDefence 1-3 zum tragen, da am Ende der Veranstaltung genügend Platz vorhanden ist und man sie als letzte Gäste dann doch irgendwann in Richtung Tür bewegen muss (selbst, wenn sie von sich aus nicht als erste angreifen).
Als Team praktizieren wir oft das Rollenspiel „good guy – bad guy". Einer versucht zu beschwichtigen, während der andere Kampfbereitschaft und Aggression vermittelt. Mit dem Schlagen halte ich mich bis zum letzten möglichen Moment zurück und ich warte ab, bis er zum Schlag ansetzt. Die meisten Kontrahenten sind außerdem keine ernstzunehmenden Gegner für mich, so dass ich mir dieses Abwarten erlauben kann. Bei mehreren kann und will ich nicht mehr unterscheiden, wer mir mehr oder weniger feindlich gesonnen ist. Bei der „Gruppe unerwünschter Gäste" ist jedes Gruppenmitglied ein Gegner, sobald die Situation eskaliert. Eigenschutz geht vor.

Wie beim BlitzDefence 4 achten ich sehr genau auf Aushol- und Kampfvorbereitungsbewegungen, die ich im Kampf ausnutze. Besonders eindrucksvoll fand ich beim Trainer4-Seminar die Aussage von Großmeister Kernspecht, dass Reaktion schneller ist als Aktion. Nach diesem Seminar betrachte ich meine Arbeitsweise mit anderen Augen. Für die Situation „danach" ist zu sagen, dass wir immer Anzeige wegen versuchter Körperverletzung, Nötigung und Hausfriedensbruch erstatten. Es ist ein neuer Trend von „Posern" und „Gruppen unerwünschter Gäste", bei der Polizei Strafanzeige gegen Türsteher zu stellen. Selbst einschlägig bekannte Schläger, die vorbestraft sind oder schon jede Menge Anzeigen bekommen haben, gehen inzwischen zur Polizei.
Der Ruf von Türstehern bei der Polizei ist in Berlin äußerst miserabel. Dementsprechend ist auch der Umgang mit Anzeigen, die wir stellen. Mir ist es schon passiert, dass die Polizei unsere Anzeige gar nicht aufgenommen hat, sondern die der Schläger. Ich selbst habe es immerhin seit über 10 Jahren Türsteherei geschafft, ohne Vorstrafe zu bleiben.

Schluss

Das BlitzDefence 4-Programm ist eine gute Waffe für gefährliche Situationen an der Tür. Es verschafft Selbstsicherheit und Sensibilität, um aus einer versteckten Verteidigungshaltung heraus zu handeln. Lediglich das Rollenspiel gegenüber dem Gegner unterscheidet sich in mancherlei Hinsicht. Ein Türsteher wird nie sagen: „Lass' mich in Ruhe' oder einen anderen Rückzieher aus einer eskalierenden Situation machen. Er muss stets Kampfbereitschaft, Ruhe und Sachlichkeit ausstrahlen. Alles andere ist unprofessionell und leichtsinnig.

Kampftechnisch ist es überwiegend die Situation des Blitzdefence-4-Programmes, die gefordert ist. Ferner setze ich die Programme 1 bis 3, 10 und 11 ein. Als Türsteher sollte man sich im klaren sein, wie man mit Beleidigungen umgeht, die im öffentlichen Raum passieren. Man muss als Türsteher ganz andere Grenzen setzen, als z.B. in einer „privaten" Situation auf der Straße. Als Türsteher ist man immer (an-)greifbar. Schläger können zu mehreren in der nächsten Woche unvermittelt auftauchen oder direkt nach der Arbeit auflauern.

Was in meinen Augen einen guten Türsteher ausmacht ist weniger die lange Liste der Leute, die er k.o. geschlagen hat als die Liste der Auseinandersetzungen, die er friedlich geschlichtet hat. Man muss immer wieder aufpassen, Menschen nicht von vornherein in bestimmte Schubladen einzuteilen. Die Türsteherei ist eine psychische Herausforderung für denjenigen, der immer wieder Leuten den Eintritt verwehren muss.
Man darf die schlechten Emotionen der Gäste nicht mit nach Hause nehmen. Dazu gehört ebenso die Aufgabe der Bodycheckerei, d.h. der Taschenkontrolle und Leibesvisitation nach Waffen, Filzern und Getränken. Niemand wird gerne beäugt, kontrolliert oder abgewiesen. Die Gäste wollen Spaß haben und Türsteher sind für viele Spaßverderber; für wenige sind sie Helfer.

Um das zu karikieren, haben wir im Club SO36 als Security eine Zeitlang ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich bin ein Arschloch – und Du?" getragen. Ich selbst suche in der Türsteherei keine langfristige Perspektive mehr. Neben der Tür leite ich im Schulenverbund von meinem Lehrer und Si-Hing Sifu Hayo Zuber die WT-Schule Frankfurt/Oder und unterrichte auch im Ausbilderteam der WT-Schule Kreuzberg. Vor etwa zwei Jahren habe ich zusammen mit einem Partner die Agentur „Nervous Service" gegründet, in der wir Darsteller aus Film und Fernsehen im Bereich Martial Arts/Schaukampf coachen. Ich hoffe, eines Tages vom WT und von Nervous Service leben zu können.

Literatur

* Pühl, Harald: „Angst in Gruppen und Institutionen"; Bielefeld 1994: Ursel Busch Verlag
* Heinz W. Krohne: „Angst und Angstverarbeitung"; Stuttgart 1975: W. Kohlhammer GmbH Verlag
* Geoff Thompson: „Die Angst"; Burg/Fehmarn 2001: Wu Shu-Verlag Kernspecht
* Geoff Thompson: „Die Tür"; Burg/Fehmarn 1999: Wu Shu-Verlag Kernspecht
* Keith R. Kernspecht: „BlitzDefence – Angriff ist die beste Verteidigung"; Burg/Fehmarn 2000: Wu Shu-Verlag Kernspecht
* Herbert Selg unter Mitarbeit von W. Belschner / U. Jakobi / G.Lischke / F. Schott : „Zur Aggression verdammt?"; Stuttgart Sechste Auflage 1982: W. Kohlhammer GmbH Verlag
* Andrea Weingarten / Siglind Willms: „Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen."; Stuttgart 1978: W. Kohlhammer GmbH Verlag
* Sunzi: „Die Kunst des Krieges"; München 1999: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf.
* Sun Zi: „Über die Kriegskunst" / Sun Bin: „Über die Kriegskunst"; 3 Chegongzhuang Dajie, Beijing, China 1994 Volkschina Verlag