Schulleiter stellen sich vor: Sifu Michael Mey
Dieses Mal fand das Interview in der Residenzstadt Celle statt. Dort gibt es seit dem Frühjahr 2015 die EWTO-Schule Celle. Die WTW-Redaktion besuchte den Schulleiter Sifu Michael Mey in seinen Räumlichkeiten, um sich ein Bild von der Schule zu machen und um zu erfahren, wieso jemand seinen Job als Exportleiter an den Nagel hängt, um seine Leidenschaft WingTsun zum Beruf zu machen.
Zur Person Sifu Michael Mey:
Alter | 44 |
Graduierung | 4. HG WT |
Weitere WT-Qualifikationen |
Fachtrainer Kids-WingTsun und für Frauenselbstbehauptung; Trainer1 ChiKung University of Derby-Buxton: Certificate of Achievem,ent in Sports Coaching and Development |
Mit WT begonnen | 2000 |
Schulleiter seit | 2005; zunächst als Nebentätigkeit, seit 2015 hauptberuflich mit eigenen Räumen |
SiFu | Großmeister Keith R. Kernspecht |
Meine WT-Lehrer |
Aktuell: GM Keith R. Kernspecht, GM Giuseppe Schembri, GM Thomas Schrön, Meister Stefan Crnko Bis zum 2. HG begleitete mich: Meister Michael König aus Kassel. Danke dafür! |
Ausbildungen/Beruf | Bürokaufmann, Tischler, Informatik-Betriebswirt, Mediator/ EWTO-Schulleiter |
Hobbys neben dem WT | Alles, was Spaß macht |
Lieblingsfilm | Star Wars |
Lieblingsmusik | Von Klassik bis Rock, situationsabhängig |
Lieblingsbuch | „Oni“ von Marc Olden |
Lieblingsspeise | Pasta und asiatische Küche |
Lieblingsurlaubsziel | Mein Zuhause |
Ein schöner Tag ist für mich, wenn … |
… ich morgens aufwache und weiß, dass es meinen Lieben gut geht! |
Mein WT-Motto | Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu anderer Glück; denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück! |
Zur WT-Schule:
Größe des Ausbilderteams | 5 |
Ort | Celle |
Unterrichts |
Zurzeit: 5 Tage Geplant: 7 Tage |
Unterrichtsangebot | WT für Erwachsene sowie für Kinder |
Anteil Männer/Frauen/Kinder | 29 %/21 %/50 % |
Termine pro Woche insgesamt | 5 x Erwachsene; 4 x Kinder |
Anzahl Techniker | 3 |
Interview:
WTW: Wie bist du zum WT gekommen?
Sifu Michael Mey: Mein bester Freund und ich wollten nach Jahren der körperlichen Inaktivität wieder etwas machen – jedoch nichts aus den klassischen Richtungen. Mein Freund meinte, dass WingTsun richtig gut sein solle. Er hatte in seiner Karate-Zeit einmal mit einem WT-ler trainiert und war damals sehr erstaunt darüber gewesen, wie gut dieses System funktionierte. So meldeten wir uns bei einer WT-Schule in 50 km Entfernung an und sind dort voller Begeisterung auch geblieben.
Warum bist du Schulleiter geworden?
Auf diversen Lehrgängen der EWTO bekam ich immer mehr Spaß am Erlernen des Systems. Gleichfalls fragten mich immer mehr Schüler in der damaligen WT-Schule über die Lehrgänge aus. Das Erklären und das Zeigen der Lehrgangsinhalte bereiteten mir immer größere Freunde und der Wunsch nach einer eigenen Schule wurde geboren.
Wie kamst du dazu, WT schließlich hauptberuflich zu unterrichten?
Als meine Mutter vor ein paar Jahren mit 59 Jahren ins Pflegeheim kam, mein Bruder anderthalb Jahre später an die Dialyse musste und vier Monate danach mein Vater plötzlich verstarb, wurde mir klar, dass ich mein Leben grundlegend verändern musste. Diese Erkenntnis wurde mir immer bewusster, während ich mich um meine Mutter kümmerte und den elterlichen Betrieb liquidierte.
Meine Arbeit stand für mich bis zu jener Zeit immer im Mittelpunkt. Damit ich meine Mutter in der Anfangszeit betreuen konnte, ließ ich mich dann vom Betrieb freistellen. Mit der Freistellung und der vielen freien Zeit wurde mir immer klarer: Ich kündige meinen Job. Ich nutzte diese Zeit meines Lebens und kümmerte mich außer um meine Mutter auch einmal um mich selbst. Die vielen Wochenstunden im Betrieb hatten mir die Sicht auf viele Bereiche im Leben versperrt. Es wuchs immer mehr der Gedanke, mich selbstständig zu machen. Durch Freunde und die EWTO-Leadership-Ausbildung war es einfach, die Richtung zu bestimmen.
Meine Entscheidung, mich mit WingTsun selbstständig zu machen, traf ich, als ich 20 Schüler hatte. Aus heutiger Sicht war es die richtige Entscheidung. Ich bin mächtig stolz, dass ich mittlerweile über 100 Schüler unterrichten darf. Meine Schülerzahl wächst stetig und ich kann meiner Leidenschaft täglich nachgehen. Die bislang gesetzten Teilziele meines Businessplans erreichte ich mit einer kleineren Verzögerung von knapp vier Monaten. Anfang 2018 sollte ich mein angestrebtes Planziel, mit dem meine Kosten gedeckt sind, in vollem Umfang erfüllt haben. Natürlich wird der Aufbau der Mitgliederzahlen damit noch nicht abgeschlossen sein. Ich gehe davon aus, dass ich mit meinem Ausbilderteam auf 400 Mitglieder und mehr kommen werde. Beim Erreichen dieser Ziele half und hilft mir die EWTO-Leadership-Ausbildung enorm. Außerdem hilft es mir sehr, mich mit anderen Schulleitern auszutauschen.
Was bewog dich, in eigene Trainingsräumlichkeiten zu wechseln?
Zunächst gab ich viele Jahre in meinen eigenen vier Wänden – einer entsprechend kleinen Gruppe – Unterricht. Später konnte ich die Räume eines Fitnessstudios nutzen. Im Rahmen meines mir gesteckten Businessplans bezog ich am 01.01.2015 schließlich mit der WT-Schule eigens dafür angemietete Räume, weil ich mehr Unterricht geben und gleichzeitig ungebunden sein wollte. Zuvor konnte ich meine Schule nicht nach außen präsentieren, weil das Fitnessstudio dies nicht zuließ. Auch die Gestaltung der Räume war mir untersagt, somit war der Umzug in eigene Schulungsräume die einzig richtige Entscheidung.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich kann mir gut vorstellen, dass ich meine Schülerzahl auf 400 oder mehr erhöht haben werde. Um einer solchen Schülerzahl aber gerecht zu werden, brauche ich ein hervorragendes Ausbilderteam hinter mir. Ich habe glücklicherweise schon jetzt ein sehr gutes Ausbilderteam, das mich bestens unterstützt. Bei 400 Schülern werde ich allerdings mein Team sicherlich noch verstärken müssen.
Das Angebot in meiner Schule umfasst derzeit WingTsun, Kids-WingTsun und Escrima. Demnächst sollen noch ChiKung und WT für Senioren hinzukommen. Geplant ist das Ganze mit der Möglichkeit, die Schule 24 Stunden am Tag neben dem Unterricht auch für eigenständiges Training nutzen zu können. So sollte für jeden das Richtige dabei sein.
Mein Ziel ist es, die Nummer Eins für Kampfkunst und Selbstverteidigung in Celle zu werden. Ich bin überzeugt davon, dass ich dieses Ziel durch die EWTO, ihre Lehrgänge und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie ihre Lehrer problemlos werde erreichen können.
Was siehst du als deine Erfolgsfaktoren, um die Schülerzahl stetig zu steigern?
In erster Linie, denke ich, weil ich das Leadership-Konzept übernommen habe. Nach der Kontaktaufnahme eines Interessenten per Mail, melde ich mich umgehend zurück. Dies ist das Einfachste, scheint aber heute nicht mehr selbstverständlich zu sein, wenn ich nach dem positiven Feedback gehe. Außerdem vereinbare ich immer noch individuell die Termine für das Informationsgespräch und den Probeunterricht. Ich gebe jedem die Chance, bis zu drei Mal am Gruppenunterricht teilzunehmen, bevor wir weitere Schritte zusammen gehen. Hinzukommt, dass ich mit einem anderen Schulleiter in engem Kontakt stehe. Wir tauschen uns in allen Bereichen aus. So haben wir beide die Chance, auf die Erfahrungen des anderen zurückzugreifen. Ich fände es super, wenn wir auf der Ebene unseres Dachverbandes solch einen Austauschpool – wie zu Zeiten der häufigeren Leadership-Treffen während des Jahres – wieder hätten.
Generell bin ich überzeugt, dass jeder mit dem Angebot der EWTO erfolgreich werden kann!
Glaubst du, das sind alle Faktoren, die dazu beitragen?
Nein, natürlich nicht. Es ist viel umfangreicher. Ebenso zählt der erste Eindruck von meiner Schule und mir selbst. Deshalb habe ich in den Räumlichkeiten ein sehr freundlich wirkendes Ambiente geschaffen, mit dem sich so ziemlich jeder identifizieren kann. Mein Ziel ist es, dass meine Schüler nicht nur WingTsun lernen, sondern auch viel Spaß dabei haben. Ich möchte, dass alle nach dem Unterricht sagen können: „Das waren 90 Minuten? Die sind ja wie im Fluge vergangen! Zum Glück kann ich morgen, spätestens übermorgen wieder zum Unterricht.“ Dann weiß ich, dass jeder gern den Monatsbeitrag zahlt und seine begrenzte Freizeit möglichst in der WingTsun-Schule verbringen will.
Meine Schüler haben die Möglichkeit zu pausieren, wenn sie einmal einen Monat nicht zum Unterricht kommen können. Die Vertragslaufzeit verlängert sich einfach automatisch um die Pausenzeit. Des Weiteren gewähre ich monatliche Werbeprämien, wenn meine Schüler neue Interessenten mitbringen und diese aktive Mitglieder werden. Sind meine Schüler sehr erfolgreich, können sie sogar beitragsfrei bei mir Unterricht bekommen oder bestenfalls etwas fürs Sparschwein dazu verdienen.
Um die Gemeinschaft und noch mehr Spaß zu fördern, kann – wer möchte – an zusätzlich angebotenen Freizeitaktivitäten teilnehmen. Letztes Jahr waren wir zum Beispiel beim Paintball, auf einer Paddeltour, im Freizeitpark in der Lüneburger Heide und vieles mehr.
Und überhaupt bin ich mächtig stolz auf alle meine Schüler und meine Ausbilder; denn ich weiß genau, dass ich ohne sie nie die WingTsun-Schule betreiben könnte.
Daher an dieser Stelle: „Herzlichen Dank an euch alle!“
Ich habe in der Übersicht zur Schule gesehen, dass der Frauenanteil bei dir in der Schule recht hoch ist. Woran liegt das?
Wenn ich feststelle, dass eine Person gar nicht in die Schule passt, sage ich ihr ab. Dies fällt mir oft nicht leicht. Doch schließlich habe ich eine Verantwortung meinen anderen Schülern gegenüber. Durch diese Vorgehensweise haben wir bei uns ein sehr familiäres Miteinander. Das kommt gut an. Ich denke, dies ist ein wichtiger Grund, weshalb der Frauenanteil bei insgesamt 21% bzw. 40%, wenn die Kinder nicht eingerechnet werden, liegt. Ich finde es super toll, dass die Frauen sich in der Schule sehr wohl fühlen.
Wie hast du deinen Unterricht aufgebaut?
Ich halte mich an die Vorgaben des Leadership-Konzepts. Hier und da habe ich ein paar Schrauben für mich gestellt, um für die Schule das Bestmögliche herauszuholen. Damit das Erlernte nicht wieder verloren geht, habe ich z.B. einmal in der Woche eine Unterrichtseinheit, in der wir einzelne Schülergrade wiederholen. Der Vorteil ist, dass alle dasselbe bis zu ihren erlernten Grad lernen. So können Neueinsteiger mit Fortgeschritteneren trainieren und jeder kann sein Wissen ausbauen und verbessern. Das Schöne dabei ist auch, dass die Neuen gleich in die Gemeinschaft integriert sind.
Was machst du außer WT?
Ich koche sehr gern und bin gern mit meiner Familie, meinem Bruder und Freunden zusammen. Es gibt nichts Schöneres, als Zeit mit ihnen zu verbringen. Außerdem liebe ich es zu lernen. Mein Wissensdurst ist enorm und ich würde am liebsten alles einmal ausprobieren. Vor Jahren lernte ich tauchen. Aus Zeitmangel bin ich schon länger nicht mehr unter Wasser gewesen. Aber ich hoffe, dass ich dieses Hobby bald wieder aufnehmen kann.
Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Genießt jeden Tag, habt Spaß und Freude! Wer weiß, was der nächste Tag bringt.
Vielen Dank für das ausführliche Interview und dir weiterhin viel Erfolg und Spaß mit deiner EWTO-Schule und natürlich auf deinem WingTsun-Weg.
Fotos: EWTO-Schule Celle/hm