Experten über WingTsun

 

Auf den nächsten Seiten äußern anerkannte Meister und Ausbilder der verschiedenen orientalischen und okzidentalischen Kampfsportarten ihre Meinung zum praktischen Selbstverteidigungswert ihrer Kampfkünste. Manchem mag das aufdringlich erscheinen, wo es nur eindringlich sein und das Bewusstsein verändern soll.

So wie seinerzeit die Einführung von Vollkontakt-Wettkämpfen vielen Budoka ihre gefährlichen Illusionen von der tödlichen Technik raubte, so soll dieser Text seinen bescheidenen Beitrag dazu leisten, den asiatischen Selbstverteidigungskünsten zu einer ehrlicheren und realistischeren Einschätzung zu verhelfen.

Verblüffend mag es für manche sein, dass manche Experten den Selbstverteidigungswert von westlichem Ringen und Boxen höher einstufen als den der herkömmlichen asiatischen Stile. Wir Europäer dürfen mit Recht stolz sein auf unsere Box-, Ring-, Tret- und Waffenkampfkunst.

Und wir alle müssen uns klar darüber sein, dass das beste System so schlecht ist, wie der Mann, der es vertritt. Schon 1975 schrieb GM Keith R. Kernspecht in WingTsun Kung Fu: „Im Kampf treten nicht Stile gegeneinander an, sondern Menschen.“

Der Kampfgeist ist die letzte unbekannte Größe, die oft ausschlaggebendere Bedeutung hat als alle anderen genannten Faktoren.

Wir danken allen Experten für ihre uns freundlicherweise zur Veröffentlichung zugesandten Stellungnahmen und Gutachten. Mögen wir nicht immer ihrer Meinung sein, so können uns ihre Erfahrungen und Ansichten doch manchen Denkanstoß geben.

 

Inhalt:

 

 

Stellungnahme eines 4. Dan Ju-Jutsu zum WT

Erstmals wurde ich durch Fachzeitschriften auf das WT-System aufmerksam. Nachdem ich einige von Leung Ting und Keith Kernspecht verfasste Bücher über das WT gelesen hatte, besuchte ich WT-Einführungslehrgänge.

Der WT-Unterricht unterscheidet sich deutlich von den anderen asiatischen Kampfstilen, die ich bisher kennenlernte. 1970 begann ich mit Judo (4 Jahre), später trainierte ich auch Karate (4 Jahre), Aikido (1 Jahr) und Ju-Jutsu (14 Jahre), bei dem ich bis heute geblieben bin.

In den mir bekannten Stilen bildet die Grundschule eine Art Rucksack, den man immer mit sich herumschleppt, dessen Inhalt man teilweise später nicht mehr braucht. Beobachtet man z.B. Wettkämpfe, so schrumpfen die oft umfangreichen Grundtechniken auf ein Minimum. Zum Teil, weil das Regelwerk diese oder jene Technik verbietet, aber auch, weil einige Techniken nicht praktikabel sind.

Bei der persönlichen Selbstverteidigung stören diese Regeln nicht mehr, dennoch sollte man rechtzeitig darüber nachdenken, welche Techniken eine erfolgreiche Verteidigung ermöglichen.

Nach einem knappen Jahr WT-Training warte ich immer noch auf die erste Technik, die ich vergessen kann, weil ich sie später nicht mehr brauche!

Seit über zehn Jahren bin ich als Ju-Jutsu-Trainer bemüht, meinen Schülerinnen und Schülern eine wirksame Selbstverteidigung an die Hand zu geben. Das heißt für mich, sich auch gegen einen körperlich überlegenen Gegner durchsetzen zu können.

Um diesem Anspruch zu genügen, war es nötig, die Methode und auch die einzelne Verteidigungskombination vom Ballast zu befreien.

Nachdem ich die Grundzüge des WT kennengelernt hatte, wurde mir einiges klar: Da war das Gleichzeitigkeitsprinzip von Abwehr und Angriff, hierdurch gewinnt der Verteidiger Zeit, die dem Angreifer bei weiteren Aktionen fehlt. Automatisch erhöht sich die Eigensicherung. Im WT sind Abwehr- und Angriffsbewegungen auf ein Mindestmaß beschränkt, es werden nur direkte Wege gegangen, wieder wird kostbare Zeit gespart. Es gibt keine Pausen zwischen den einzelnen Techniken, der Angreifer sieht sich einem Fluss von Abwehr- und Angriffshandlungen gegenübergestellt, die oftmals auch noch gleichzeitig erfolgen.

Durch diese neuen Erkenntnisse veränderte sich meine Selbstverteidigung in den nächsten Jahren. Damit konnte ich zwar nicht den Ballast ablegen, den man auch in vielen anderen Stile immer noch mitschleppt, um der Prüfungsordnung gerecht zu werden, der Selbstverteidigungswert war jedoch erheblich gestiegen.

Aufgrund der gerade beschriebenen Eigenschaften stellt das Leung-Ting-System eine hochwirksame Selbstverteidigung dar. Schon in der Grundschule wird auf jeden Schnörkel verzichtet. Darüber hinaus ermöglichen die eingesetzten Kurzwegtechniken eine optimale Verteidigung auf engstem Raum. Erstaunlich für den Außenstehenden ist, dass die Handtechniken auf wenigen Zentimetern ähnlich hohe kinetische Energie freisetzen wie z.B. der konventionelle Fauststoß.

Durch die besondere Form des Partnertrainings entwickelt sich nach einer gewissen Zeit ein Körpergefühl für Abwehr und Angriff, wodurch alle Bewegungen auf der Basis von Reflexen erfolgen. Das bedeutet, Verteidigung und Angriff werden ohne langes Überlegen ausgeführt.

Die Frage nach meinen Schwierigkeiten beim Erlernen des WT möchte ich stichwortartig beantworten:

  • Am Anfang war der Stand ungewohnt.
  • Später kam der Angriffsschritt mit dem rückwärtig betonten Schwerpunkt hinzu.
  • Der sichere, feste Stand ist für mich noch ein Fernziel.
  • Besonders übungsbedürftig ist das anders gelagerte Timing (erst Stoß, dann Schritt)
  • Es ist nicht immer leicht, gesehene Bewegungen in eigene umzusetzen, geschweige denn, sich eine Bewegungslogik einzupflanzen.
  • Und dann ist da natürlich die eigene Kraft, die spätestens dann im Wege ist, wenn es mal etwas schneller wird.
  • Ganz neu ist für mich die absolute Präzision der Bewegungen, die die hohe Effektivität ermöglicht. Hier gilt es immer wieder, die eingeschliffenen Bewegungsmuster auszumerzen.

Wer sich ernsthaft für Selbstverteidigung interessiert, sollte das WingTsun kennenlernen.

Ich bedanke mich für das Interesse an meinen Erfahrungen mit dem WT und verbleibe mit freundlichen Grüßen ganz besonders auch an Sigung Leung Ting!
 

Joachim Albrecht
4. Dan Ju-Jutsu
Sachbearbeiter für Schulung und Technik in Niedersachsen

 

 

Ein Meisterboxer über das WT

Seit frühester Jugend interessiere ich mich für den Boxsport. Im Alter von 12 Jahren meldete ich mich dann beim Box-Club 64 Harleshausen e.V. an.

Mit 13 Jahren wurde ich Hessischer Schülerbester im Federgewicht. In den zwei darauffolgenden Jahren wurde ich Vize-Hessenmeister und Hessenmeister. Mit 16 Jahren boxte ich um die Südwestdeutsche Meisterschaft, wo ich aber nur Zweiter wurde. Ein Jahr später wurde ich Südwestdeutscher Meister und qualifizierte mich für die deutsche Meisterschaft. Weil es keinen Gegner für mich gab, wurde ich kampflos Deutscher Meister. Ein Jahr später kam ich dann zu den Senioren, boxte wieder um die Deutsche Meisterschaft und schlug den Vorjahresmeister Peters aus Dillenburg in der ersten Runde k.o., danach widmete ich mich nur noch Turnierkämpfen. Mit 21 Jahren wechselte ich über zum Bodybuilding. Fünf Jahre später hörte ich wegen einer Schulterverletzung auf.

Kurze Zeit später hörte ich von einem Bekannten von WT. Ich besuchte bei einem 3. Lehrergrad WT einen Einführungslehrgang. Da stellte ich fest, dass ich den WT-Techniken und -Angriffen hilflos ausgeliefert war, obwohl ich jahrelang selbst Kampfsport betrieben hatte.

Nun möchte ich diese wissenschaftliche Kampfmethode, die nichts dem Zufall überlässt, erlernen.


Michael Griesel

 

 

Kripo-Beamte des Mobilen Einsatzkommandos nach einem WT-Halbjahreslehrgang

Gerne bestätige ich Ihnen, dass Sie uns in einem Halbjahreslehrgang mit WT vertraut gemacht haben.

Alle sechs Beamten aus unserer Gruppe sind von der Überlegenheit des WT gegenüber anderen Selbstverteidigungsmethoden überzeugt.

Darüber hinaus führte Ihr Training zu einem ausgezeichneten körperlichen Wohlbefinden und positiven Einstellungen.


Hans Schäfer
Kriminalhauptkommissar
Mobiles Einsatzkommando VI
Gruppe 17

 

 

Ein Richter praktiziert WT

Ich war 42 Jahre alt und hatte nie eine Kampfsportart betrieben, als ich WT durch Herrn Leinenbach im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Landgericht Saarbrücken kennenlernte.

Was mich vom WT überzeugt hat, ist Folgendes:

  • WT vermittelt Techniken, die es auch einem sportlich Ungeübten ermöglichen, sich gegen Angriffe körperlich überlegener Personen zu verteidigen oder zumindest Zeit zur Flucht zu gewinnen.
  • Diese Fähigkeit kann man bereits nach kurzer Zeit ohne intensives Training erwerben.
  • WT lehrt, wie man ohne Panik auf plötzliche Angriffe reagieren kann.
  • Ich bin sicher, dass es z.B. heute niemand mehr gelingen würde, mich zu erwürgen, und dass dies bei jedem so wäre, der sich – wenn auch nur zwei Stunden – mit WT beschäftigt hat.
  • Das System ist für körperlich schwache Menschen, insbesondere auch für Frauen, hervorragend geeignet.

Ich betreibe WT weiter und habe inzwischen den ersten Schülergrad.


Ulrich Chudoba
Richter am Landgericht